Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: GIUDITTA von Franz Lehár u.a.

03.01.2022 | Operette/Musical

München: Bayerische Staatsoper: „GIUDITTA“, 02.01.2022


Foto: Bayerische Staatsoper/ Wilfried Hösl

Am 18.12.2021 hatte Franz Léhars „Musikalische Komödie“ „Giuditta“ Premiere an der Bayerischen Staatsoper. Nun ist die Bayerische Staatsoper – abgesehen von der früher alljährlich zu Silvester gespielten „Fledermaus“ – nicht der Ort für die große Operettenseligkeit und so verwundert es nicht, dass das Werk in einer neuen Fassung von Regisseur Christoph Marthaler und seinem Dramaturgen Malte Ubenauf zur Aufführung kam, die nicht in erster Linie darauf abzielt, das Publikum zu unterhalten, wie es sonst der Hauptzweck der Operette ist. Das Werk wurde vielmehr sowohl musikalisch als auch inhaltlich in den Kontext der Entstehungszeit – der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts – gestellt. Musikalisch geschah dies dadurch, dass die originale Partitur durch Lieder und Orchesterkompositionen etwa von Béla Bartok, Alban Berg, Hans Eisler, Ernst Krenek, Arnold Schönberg, Igor Strawinsky oder Dmitri Schostakowitsch ergänzt wurde. Diese Einschübe harmonierten – für den einen oder anderen Zuschauer vielleicht überraschenderweise – sehr gut mit der Giuditta-Musik und machten deutlich, dass das letzte Bühnenwerk von Léhar selbst zwischen verschiedenen Musiktheater-Genres und musikalischen Stilen schwebt.

Die eigentliche Handlung wurde um Elemente aus Ödön von Horvarths Stück „Sladek oder Die schwarze Armee“ ergänzt und dadurch das Werk in Zusammenhang mit der aufkeimenden Gefahr durch den Nationalsozialismus gestellt. Diese inhaltliche Ergänzung erwies sich als weniger glücklich, führte sie doch dazu, dass das Werk als Einheit auseinander zu fallen drohte und sich in unzusammenhängende Einzelheiten zu verlieren. Dazu trug auch bei, dass die Protagonisten ihre Dialoge oft weit voneinander entfernt mit überzeichneter Betonung in Mikrofone sprachen und der höchste Grad der Annäherung, selbst in den emotionalsten Szenen zwischen den Liebespaaren, darin bestand, nebeneinander zu sitzen.

Kritik – "Giuditta" an der Bayerischen Staatsoper: Lehárs Operette als  szenisches Experiment | News und Kritik | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk
Foto: Bayerische Staatsoper/ Wilfried Hösl

So war es vor allem im ersten Teil doch etwas schwer, dem Bühnengeschehen mit Spannung und Interesse zu folgen. Im zweiten Teil hatte man sich daran gewöhnt, vermisste aber weiterhin über große Strecken die Emotionen, die eigentlich essentieller Teil von Musiktheater sind. Zum Glück gab es großartige Sänger, allen voran Daniel Behle als Octavio und Vida Miknevičiūtė als Guiditta, die die mitreißenden Melodien Léhars, wie „Freunde, das Leben ist lebenswert“, „Meine Lippen, die küssen so heiß“ so wunderbar interpretierten, dass doch noch Herz und Seele der Zuschauer berührt wurden. Beide sind auch große Stilisten, so dass sie nie in Sentimentalität oder Kitsch verfallen. Auch Kerstin Avemo als Anna, Sebastian Kohlhepp als Sladek sowie Jochen Schmeckenbecher als Leutnant Antonio konnten in ihren Partien überzeugen.
Dirigent Titus Engel arbeitete mit dem Bayerischen Staatsorchester die Nähe von Léhars Musik zu den Zeitgenossen heraus, sorgte bei den großen Melodien aber auch für glutvoll mitreißende Klänge. Das Publikum bedachte die Sänger mit begeistertem Applaus, besonders nach ihren berühmten Arien.

Gisela Schmöger

 

Diese Seite drucken