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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: FIDELIO

12.02.2016 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „Fidelio“,10.02.2016

Eine wahre Luxusbesetzung bot die Bayerische Staatsoper auf für die Wiederaufnahme der beim Publikum nicht besonders beliebte Fidelio-Inszenierung von Calixto Bieito. Zubin Mehta am Dirigentenpult, Anja Kampe als Leonore, Peter Seiffert als Florestan und Tomasz Konieczny als Don Pizarro sowie Hanna-Elisabeth Müller als Marzelline und Dean Power als Jaquino, beide aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper. Mit Steven Humes als Don Fernando war ein ehemaliges Ensemblemitglied als Gast gekommen.

Bei der Premiere im Dezember 2010 wurde die Idee des Catalanen, die Geschichte von der Befreiung des Gefangenen Florestan durch seine Frau mit Texten von Jorge Luis Borges und Cormack McCarthy zu verknüpfen noch mit vielen Buhs bedacht. Diesmal war das Publikum gnädiger und ließ auch die quälend lange Zeit, in der das senkrechte bühnenfüllende Labyrinth sich nach der Pause – ohne Musik – in die Horizontale schwenkte, geduldig über sich ergehen. Ein Witzbold begann zu klatschen, ein paar Herdentiere folgten ihm, aber dann war es gleich wieder ruhig.

Labyrinth? Im Fidelio? Ja, das war die Regieidee Bieitos: ein riesiges Labyrinth aus Stahl, Glas und Neonröhren hochkant auf der Bühne symbolisiert das Gefangensein des Menschen in sich selbst. Ein Gefängnis, aus dem es kein Entkommen gibt. In diesem Labyrinth kletterte zu Beginn während der Leonore III Ouvertüre ein Bewegungschor herum, der ebenso wie die Sänger mit Klettergurten ausgestattet war. Das Klicken der Karabinerhaken hatte bei der Premiere noch den Musikgenuss ziemlich gestört, inzwischen haben anscheinend alle Beteiligten gelernt, sie leiser einzuhängen.

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A. Kampe (Leonore), F.-J. Selig (Rocco), H.-E. Müller (Marzelline), D. Power (Jaquino)© Wilfried Hösl

Zubin Mehta ist der Motor dieser Aufführung. Der langjährige GMD wurde schon beim Betreten des Orchestergrabens mit enthusiastischem Beifall begrüßt wie sonst zurzeit nur sein Nach-Nachfolger Kirill Petrenko. Er beginnt die Leonore III Ouvertüre, die hier entgegen der Tradition zu Beginn gespielt wurde. zurückhaltend in breiten Tempi und steigert sich zum Ende der Oper hin zu einer rauschhaften Emphase, die allerdings im Gegensatz zur Szene steht, die an das glückliche Ende nicht so recht glauben will.

War Mehta der Motor diese Fidelio, so war Anja Kampe das Herz und die Seele der Aufführung. Sie bringt wie immer eine ungeheure Expressivität und Intensität, sowohl darstellerisch als auch stimmlich in diese Rolle ein. Mit ihrer warmen, runden Stimme bewältigt sie diese gefürchtete Partie souverän. Nicht weniger gefürchtet ist die Partie des Florestan. Peter Seiffert hatte zwar nicht die darstellerische Intensität des Premieren-Florestan, Jonas Kaufmann, er verzichtete auch auf dessen neurotisch zuckenden Bewegungen, zeigte sich aber weit besser bei Stimme als noch im November in der Ariadne. Auch er kann das „Gott“ im Piano ansetzen und zu anklagend schneidendem Forte anschwellen lassen. Während die beiden in namen- namenloser Freude schwelgen, müssen Sie sich umziehen und sinken dann wie ermattet, desillusioniert vor dem Gefängnislabyrinth nieder während aus dem Schnürboden Gitterkäfige herabgelassen werden in denen ein Streichquartett den „Heiligen Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit“ aus Beethovens Streichquartett Opus 132 spielt. Ein Eingriff in die Musik? Die Leonore III Ouvertüre an dieser Stelle ist genauso wenig von Beethoven selbst autorisiert, die Tradition sie an dieser Stelle zu spielen geht auf Gustav Mahler zurück.

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A. Kampe (Leonore), P. Seiffert (Florestan)© Wilfried Hösl

Als Don Pizarro durfte Tomasz Konieczny wieder einmal den Bösewicht geben. Er tat das mit durchlagkräftigem höhensicherem Bariton und intensiver Darstellung. Als Rocco ließFranz-Josef Selig seinen schwarzen Bass strömen. Auch Marzelline und Jaquino waren mit Hanna-Elisabeth Müller und Dean Power hervorragend besetzt.Power hat übrigens im November 2011 noch den ersten Gefangenen gesungen, nun ist er zum Jaquino aufgestiegen. Steven Humes als Don Fernando hatte seinen „Deus ex machina“-Auftritt aus der Proszeniumsloge in der Maske des Jokers aus dem Batman-Film.

Eine hervorragende Repertoire-Vorstellung, die vom Publikum entsprechend gefeiert wurde.

 Susanne Kittel-May

 

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