Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: FIDELIO

26.10.2019 | Oper

Bildergebnis für bayerische staatsoper fidelio
Copyright: Bayerische Staatsoper/ Hösl

München: Bayerische Staatsoper: „FIDELIO“, 24.10.:

Über die Inszenierung von Calixto Bieito (Bühne: Rebecca Ringst, Kostüme: Ingo Krügler) aus dem Jahr 2010 wurde schon viel kontrovers diskutiert. Der überwiegende Teil des Münchner Publikums steht ihr negativ gegenüber, meiner Meinung nach auch zu Recht. Die Handlung wird zum Teil sinnlos verfälscht. So wird Florestan im Finale von dem als Clown auftretenden Don Fernando erschossen, um Sekunden später wieder aufzustehen, um seinen Gesangspart zu Ende singen zu können und sich am Ende von Leonore zu trennen. Pizarro schneidet sich schon bei seiner ersten Arie die Pulsadern auf und durchtrennt sich fast die Kehle, wird im zweiten Akt von Leonore mit Säure übergossen, steht aber am Schluss noch ziemlich lebendig auf der Bühne. Ein übergeordnetes Konzept, das diese Auswüchse rechtfertigen könnte, ist kaum zu erkennen. So bleibt einem nur, Protagonisten und Chor in dem riesigen, die Bühne beherrschenden Labyrinth herumklettern zu sehen, wodurch man auch noch ziemlich von der Musik abgelenkt wird.

Was bringt einen also dazu, sich diese Produktion auch nach fast zehn Jahren noch anzusehen? Natürlich die herrliche Musik Ludwig van Beethovens und die immer wieder hervorragenden Besetzungen, die die Bayerische Staatsoper seinem Publikum bietet, so auch in dieser Vorstellung. Klaus Florian Vogt sang die Partie des Florestan souverän und mühelos mit strahlender, tragfähiger, zu jeder Zeit über dem Orchester schwebender, in der Höhe wunderbar leuchtenden Stimme. Trotz der Einschränkungen, die ihm durch die Inszenierung in schauspielerischer Hinsicht auferlegt waren, gelang ihm auch darstellerisch ein inniges und berührendes Rollenportrait. Günther Groissböck gestaltete die Partie des Rocco musikalisch sehr ausdrucksvoll und begeisterte das Publikum mit seiner klaren, frei strömenden Stimme. Adrianne Pieczonka konnte als Leonore vor allem durch ihre starke und sympathische Bühnenpersönlichkeit überzeugen. Stimmlich brachte sie eine solide, wenn auch nicht außergewöhnliche Leistung. Ihr an sich kraftvoller und angenehm timbrierter Sopran verlor in der Höhe etwas an Klangschönheit und Wärme. Ein wenig blass blieb Michael Kupfer-Radecky als Pizarro. Er beschränkte sich darauf, seine Partie in ziemlich starker Einheitslautstärke durchzusingen, konnte sich aber trotzdem nicht immer gegen das Orchester behaupten. Louise Alder nahm als Marzelline mit ihrem leuchtenden, elegant geführten Sopran für sich ein, Ensemblemitglied Dean Power als Jaquino mit seiner feinen, lyrischen Tenorstimme. Edwin Crossley-Mercer blieb als Don Fernando eher unauffällig. Stefan Soltesz und das Bayerische Staatsorchester musizierten ein wenig zu routiniert, so dass sie insbesondere die Euphorie über die wiedergewonnene Freiheit und die Vereinigung von Leonore und Florestan musikalisch nicht vollständig vermitteln konnten, womit sie aber durchaus auf einer Linie mit der Inszenierung lagen. Das überwiegend junge Publikum (etwa 500 Karten, hauptsächlich im Parkett, waren im Rahmen des Programms U30 für 10 Euro an junge Leute unter dreißig verkauft worden) schien während der Vorstellung nicht sonderlich begeistert, am Ende spendete es aber doch heftigen Applaus.

Gisela Schmöger  

 

Diese Seite drucken