MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: Erste Eindrücke von Tim Theo Tinn nach der Staatsoper-TV-Premiere DIE VÖGEL – lyrisch-fantastisches Spiel in zwei Aufzügen 1920
Komponist: Walter Braunfels. Libretto vom Komponisten nach Aristophanes
Premiere am 31.Oktober 2020
… und dann kamen Montezuma und Eier unter den Achselhöhlen
Die Vögel: Chor und Statisterie der Bayerischen Staatsoper © Wilfried Hösl
Warum zwei Eier unter die Achselhöhle kamen und Montezuma erschien weiß TTT auch nicht. Da blieb Vieles im Unklaren/Ungefähren – wenig war ambitioniert.
Vergessen wir mal an der Bayerischen Staatsoper mit Weltqualitätsanspruch zu sein – aber auch dann bleiben wir im Ungefähren. Die Inszenierung ist vielleicht nette Konversation im ewigen Dunkel, aber keine dramaturgische Sichtung. Castorfs übliche szenische Wucht fehlt, schafft szenisch Containerbaracken statt Wolkenkuckucksheim.
Aristophanes derbe Komödie wurde von Braunfels auditiv zu einem lyrisch durchwirkten fantastischen Spiel transformiert, mit mächtigen Belcanto Anforderungen. Castorf hat eine Verismus-Version versucht statt das mirakulöse Etwas im Zauberreich zu suchen.
Die Singenden blieben allesamt auf der Strecke – bis – bis auf die Nachtigall! Partie und Umsetzung sind kongruent. Caroline Wettergreen singt eine exorbitante Nachtigall – das ist kosmisch – mehr als Weltklasse, als Phänomen verlässt sie jede Erdenschwere, verzaubert.
TTT kann sich für 2 Zugangswege musiktheatralischer Interpretation begeistern: analytische Durchsichtigkeit und /oder sinfonische Wucht. Ingo Metzmacher, vielerorts geschätzt, bleibt beim unterkühlten Runterpinseln. Die ersten 15 Minuten begannen verheißungsvoll, dann holte irgendwas den Vortrag ein – das war dann nur noch Mürbeteig oder Eintopf.
Tim Theo Tinn 31.10.2020
TTT‘s Musiktheaterverständnis ist subjektiv davon geprägt keine Reduktion auf heutige Konsens- Realitäten, Yellow-Press (Revolverpresse) – Wirklichkeiten in Auflösung aller konkreten Umstände in Ort, Zeit und Handlung zuzulassen. Es geht um Parallelwelten, die einen neuen Blick auf unserer Welt werfen, um visionäre Utopien, die über der alltäglichen Wirklichkeit stehen – also surreal (sur la réalité) sind.
Profil: 1,5 Jahrzehnte Festengagement Regie, Dramaturgie, Gesang, Schauspiel, auch international. Dann wirtsch./jurist. Tätigkeit, nun freiberuflich: Publizist, Inszenierung/Regie, Dramaturgie etc. Kernkompetenz: Eingrenzung feinstofflicher Elemente aus Archaischem, Metaphysik, Quantentheorie u. Fraktalem (Diskurs Natur/Kultur= Gegebenes/Gemachtes) für theatrale Arbeit. (Metaphysik befragt sinnlich Erfahrbares als philosophische Grundlage schlüssiger Gedanken. Quantenphysik öffnet Fakten zur Funktion des Universums, auch zu bisher Unfassbarem aus feinstofflichem Raum. Glaube, Liebe, Hoffnung könnten definiert werden). TTT kann man engagieren.