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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: „DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN“

08.02.2022 | Oper international

München: Bayerische Staatsoper: „DAS SCHLAUE FÜCHSLEIN“, 06.02.2022

fochsl

Die Saison 2021/2022 an der Bayerischen Staatsoper, die erste von Intendant Serge Dorny, ist nichts für reine Genuss-Operngeher. Hingehen, sich wunderschöner, erstklassig gespielter und gesungener Musik hingeben, sich unterhalten lassen, einen emotional erhebenden Abend zu erleben und erfüllt wieder nach Hause gehen – so einfach machen es einem die für die Stückauswahl Verantwortlichen und ihre Regisseure nicht. Vielmehr wird das Publikum aufgefordert, sich intellektuell mit den Neuproduktionen oder besser, mit den Gedanken, die die jeweiligen Regisseure in sie hineinlegen, zu beschäftigen und zu versuchen, diese Gedanken mit dem eigentlichen Stückinhalt in Einklang zu bringen. So war es nach „Der Nase“ von Schostakowitsch und Lehárs „Giuditta“, jetzt auch in Leoš Janáčeks „Das schlaue Füchslein“ (Premiere am 30.01.22). Regisseur Barrie Kosky vermied tunlichst alles, um Sentimentalität oder Kitsch aufkommen zu lassen. Bloß keine Tiermasken oder -kostüme! Das „schlaue Füchslein“ sei schließlich keine niedliche Kinderoper, sondern ein Stück, in dem es um Leben und Tod, Melancholie und Ekstase, eben um das ganz Große und das Menschsein gehe, so Kosky im Interview, das im Programmheft abgedruckt ist. Damit hat er sicher recht. Diese Gedanken werden jedoch nicht deutlicher und verständlicher, je abstrakter sie dargestellt sind, sondern eher, wenn sie durch einen konkreten Inhalt ausgedrückt werden. So war es für das Verständnis des Bühnengeschehens und der dahinterstehenden Intentionen nicht hilfreich, dass Füchsin, Fuchs, Dackel oder Dachs nicht als die Figuren dargestellt waren, die sie sind, sondern dass Sängerinnen und Sänger in netter Freizeitkleidung über die Bühne wirbelten und einen dem Großteil des Publikums unverständlichen Text sangen. Die Bühne (Bühnenbild: Michael Levine) war mit einem Vorhang aus Glitzerschnüren dekoriert, der wohl den Wald andeuten sollte. Selbst, wenn man mit dem Inhalt der Oper vertraut war, ließ einen diese Szenerie doch relativ ratlos zurück. Zum Glück gab es aber die herrliche Musik von Leoš Janáček, auf die man sich konzentrieren konnte. Dirigentin Mirga Gražinyte-Tyla und das Bayerische Staatsorchester brachten alle Facetten dieser wunderbaren, im Grundcharakter melancholischen, aber auch zarten, flirrenden, kraftvoll-mächtigen und schwelgerischen Musik zum Ausdruck. Ein echter Genuss, diesen wunderbaren Musikern zuzuhören. Die Sänger brachten ebenfalls durchweg eine sehr gute Leistung, hatten es aber in der nicht wirklich aussagekräftigen Inszenierung eher schwer, nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Elena Tsallagova war eine temperamentvolle, quirlige Füchsin, was sie sowohl durch sympathisches Spiel als auch stimmlich mit ihrem hellen, frischen Sopran zum Ausdruck brachte. Angela Brower konnte als Fuchs ihr gewinnendes Wesen voll zur Geltung bringen und überzeugte auch musikalisch mit ihrem runden, klaren, wohlklingenden Mezzosopran. Wolfgang Koch sang die Partie des Försters souverän und zeigte sich als profunde Bühnenpersönlichkeit. Auch alle übrigen Solisten, wie etwa Milan Siljanov als Haraschta, Jonas Hacker als Schulmeister oder Yajie Zhang als Dackel sangen durchweg auf hohem Niveau. Wegen der wunderbaren Musik ist es schön, dass die Oper nun wieder im Repertoire der Bayerischen Staatsoper zu finden ist.

Gisela Schmöger

 

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