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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: „COSÍ FAN TUTTE“

19.04.2017 | Oper

München: Bayerische Staatsoper: „COSÍ FAN TUTTE“, 18.04.2017:

„Così fan tutte“ ist die letzte Dieter Dorn / Jürgen Rose– Inszenierung, die im Repertoire der Bayerischen Staatsoper verblieben ist, nachdem die „Figaro“-Produktion im November letztmals gespielt wurde. Die Regie sowie Bühnenbild und Kostüme zeichnen sich durch zeitlose Eleganz und eine prägnante Erzählung der Handlung aus, die dem Publikum aber keine Deutung aufzwingt, sondern genug Raum für eigene Gedanken und Konzentration auf die Musik lässt. Außerdem kommt auch das komödiantische Element nicht zu kurz, so dass man über allerlei geistreich witzige Situationen lachen kann. Eine solche Inszenierung bietet den Sängern eine wunderbare Möglichkeit, eigene Interpretationen zu entwickeln und die Charaktere mit ihrer individuellen Persönlichkeit zu gestalten. Das gesamte Solistenensemble zeigte viel Spielfreude und hatte sichtlich Spaß an der Darstellung der Handlung. Golda Schultz war eine elegante, empfindsame, zu tiefen und innigen Gefühlen fähige Fiordiligi. Sie fand genau die richtige Balance zwischen Leichtigkeit, Witz und Ernsthaftigkeit, die Mozarts Musik zu so einem einzigartigen Erlebnis macht. In ihren Arien berührte sie das Publikum tief mit ihrem reinen, hell und trotzdem warm klingenden Sopran sowie mit ihrer natürlich fließenden, unangestrengten Gesangslinie. Auch Mauro Peter als Ferrando überzeugte durch die mühelose Beherrschung seiner Partie, seine frei strömende Stimme und seine stilvolle Phrasierung. Sein Tenor ist für eine solch lyrische Partie schon eher robust und vielleicht auch nicht immer glanzvoll aber dennoch beweglich und tragend. Seine Darstellung war sehr sympathisch, frisch und jugendlich. Rachael Wilson, bis Sommer 2015 Mitglied des Münchner Opernstudios und seitdem Ensemblemitglied der Staatsoper, war eine temperamentvolle Dorabella mit großen Gefühlsausbrüchen, aber auch mit viel Charme und Witz. Ihr kräftiger Mezzosopran ist sehr angenehm timbriert und man möchte sie gerne bald in mehr größeren Rollen hören. Michael Nagy sang den Guglielmo mit kernigem, frei strömendem Bariton. Dazu beeindruckte er mit lässiger Eleganz und starker Bühnenpräsenz .Tara Erraught verkörperte die Partie der Despina nahezu ideal. Resolut, selbstbewusst und gewitzt trieb sie Fiordiligi und Dorabella den beiden geheimnisvollen Fremden in die Arme. Christopher Maltman hielt als etwas verschlagener, nicht uneingeschränkt sympathischer Don Alfonso die Fäden der Intrige in der Hand. Musikalisch begeisterte er durch seine souveräne Beherrschung der Rolle und seine volltönende, klare Stimme. Das Bayerische Staatsorchester unter Ivor Bolton spielte Mozarts Musik transparent, elegant und mit großem Stilgefühl. Dazu war es den Sängern immer ein einfühlsamer und aufmerksamer Partner. Insgesamt war es ein sehr schöner Opernabend, der einen hoffen lässt, dass diese wunderbare Produktion noch lange im Repertoire der Bayerischen Staatsoper bleiben wird.

Gisela Schmöger

 

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