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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: CARMEN

27.12.2014 | Oper

München, Bayerische Staatsoper, Georges Bizet, „CARMEN“,  26.12.2014

Mit lautem Tschingderassa und deutlich angezogenem Tempo „weckte“ Omer Meir Wellber am Pult des Bayerischen Staatsorchesters das Münchner Publikum aus der weihnachtlichen Besinnlichkeit. Beim Vorspiel zum 1. Akt oder beim pompösen Auftritt Escamillos mag das ja noch passend sein – doch, wo bleiben bei derlei Gelärm die Piani, die zarteren Gefühle? An diesem Abend stemmte sich vor allem Ensemble-Mitglied Golda Schultz als Micaela gegen die Phonstärken und beharrte konsequent auf einem lyrischen, schlanken Ton. Mit wunderbar perlendem Sopran und klarer Innigkeit verlieh sie dem schlichten Mädchen vom Lande große Glaubwürdigkeit. Bravissimo! Ihre Gegenspielerin Clémentine Margaine als Carmen vermochte mich nicht zu überzeugen: Eine hübsche, mädchenhaft wirkende junge Frau mit klarem Mezzo, aber bar jeder Dunkelheit und Erotik – sowohl in Ausstrahlung als auch was das Erreichen der tiefen Töne etwa im Karten-Terzett angeht. Ihr Sergeant Don José passte sich mühelos der Lautstärke aus dem Graben an: Yonghoon Lee verfügt über einen durchschlagenden, höhensicheren Tenor, doch beim Piano verfällt er in eine unschöne  Kopfstimme, so dass die berühmte Blumenarie keinen sehr blütenreinen Eindruck machte. Bis zum bitteren Ende vor der Arena erwies er sich jedoch als standfest in der Einheitslautstärke, aber Leidenschaft, Verzweiflung, Getriebensein (was ja im Charakter des Don José durchaus angelegt ist) und differenzierte Stimmführung habe ich sehr vermisst.

Gábor Bretz sang die schwierige Partie des Escamillo mit Aplomb und der für diesen Männlichkeitsprotz angemessenen Arroganz. Tareq Nazmi war ein korrekter Leutnant, der die Uniformknöpfe seiner Truppe penibel kontrollierte, Andrea Borghini gab einen etwas kehligen Moralès. Die Schmuggler Dancairo (Alexander Kaimbacher), Remendado (Francisco Vas), Frasquita (Eri Nakamura) und Mercédés (Yulia Sokolik) erhielten verdienten Szenenapplaus für ihr blitzsauber gesungenes Quartett.

Chor und Kinderchor sangen lautstark und stimmschön.

Das Publikum bejubelte Yonghoon Lee, Clémentine Margaine und Omer Meir Wellber mit heftigem Bravo und Getrampel. 

 Jakobine Kempkens

 

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