Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: ARABELLA

Arabella und der Richtige

08.07.2018 | Oper


Ensembleszene. Copyright: Wilfried Hösl (Bayerische Staatsoper)

München: Opernfestspiele der Bayerische Staatsoper: „ARABELLA“, 07.07.18

Arabella und der Richtige!

Ein Höhepunkt jeder Festspiel-Saison der Bayerischen Staatsoper ist die Festspielpremiere. In diesem Jahr war es der vieldiskutierte „Parsifal“, vor drei Jahren war es ARABELLA“ in der Inszenierung von Andreas Dreesen. Die Handlung ist in dieser Produktion in die Entstehungszeit der Oper, also in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts verlegt. Dazu kreierte Kostümbildnerin Sabine Greunigsehr elegante und raffinierte Kostüme, vor allem für Arabella. Das Bühnenbild (Matthias Fischer-Dieskau) wird von einer riesigen gekreuzten, weißen Treppe dominiert, die die unsichere Stellung der Familie Waldner in der Gesellschaft und das ständige Wandeln am Abgrund symbolisieren soll. Auch die Beziehung zwischen Arabella und Mandryka blieb in der Original-Personenregie ziemlich in der Schwebe: Arabella schüttete Mandryka den Verlobungstrunk ins Gesicht und flüchtete vor ihm die Treppen nach oben, wo dieser sie zwar einholte, aber nicht klar wurde, ob sie ihm den Zugang zu ihrem Schlafzimmer bzw. zu ihr selbst je gewähren würde. Diese Deutung hatte bei der Premiere für reichliche Diskussionen im Publikum gesorgt. Drei Jahre später schwächten Anja Harteros als Arabella und Thomas J. Mayer als Mandryka, die ihre Partien auch schon in der Premiere gesungen hatten, diese Interpretation etwas ab, so dass die beiden Hauptfiguren nach der kleinen Rache Arabellas für Mandrykas Misstrauen zuvor am Ende doch eine harmonische Beziehung auf Augenhöhe beginnen können. So kam das Publikum jetzt zu seinem Happy End, ohne dass es aber kitschig wurde.


Anja Harteros und Thomas J. Mayer. Copyright: Wilfried Hösl/ Bayerische Staatsoper

Musikalisch war die Aufführung ein voller Genuss: Anja Harteros ist die Idealbesetzung für die Rolle der Arabella. Sie verstand es sängerisch wie darstellerisch, jede Facette dieser eleganten, selbstbewusstenjungen Dame, die in Mandryka endlich den „Richtigen“ findet, darzustellen. Ihre Phrasierung der großen weitgespannten Melodiebögen war einfach wunderschön! Kongenialer Partner war ihr Thomas J. Mayer als Mandryka. Er verkörperte mit seiner großen Bühnenpräsenz den robusten, selbstbewussten, befehlsgewohnten, aber auch eleganten, sensiblen und verletzlichen Gentleman aus Slawonien ebenfalls ideal. Auch stimmlich konnte er mit seinem angenehm timbrierten, kraftvollen, aber auch lyrischen Bariton voll überzeugen. Auch das zweite Paar Zdenka und Matteo war mit Hanna-Elisabeth Müller und Benjamin Bruns hervorragend besetzt. Benjamin Bruns bewältigte seine schwierige und eher undankbare Partie mit großer Souveränität und Leichtigkeit und brachte seinen hellen, schon sehr heldisch klingenden Tenor sehr schön zum Klingen. Hanna-Elisabeth Müller sang mit hellem, reinen Sopran und spielte frisch und anrührend. Kurt Rydl polterte als Graf Waldner über die Bühne. Leider kamen nicht alle Pointen des Hofmanthalschen Texts verständlich über die Rampe. Rein stimmlich konnte er jedoch überzeugen. Doris Soffel war eine elegante Gräfin Waldner. Auch die drei Liebhaber, Dean Power als Elemer, Johannes Kammler als Dominik und Thorben Jürgens als Lamoral zeigten sehr gute Leistungen genauso wie Gloria Rehm als Fiakermilli.

Das Bayerische Staatsorchester unter Konstantin Trinks war im ersten Akt manchmal ein wenig zu laut, brachte aber dann alle Facetten der farbenreichen Musik von Richard Strauss zum Klingen. Am Ende großer, langanhaltender Jubel für alle Solisten, insbesondere natürlich für die Königin des Abends, Anja Harteros.

Gisela Schmöger

 

Diese Seite drucken