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MÜNCHEN/ Bayerische Staatsoper: AIDA

09.12.2024 | Oper international

München / Bayerische Staatsoper: „AIDA“ Besuchte Aufführung am 08.12.2024

aiida
Finale. Foto: Bayerische Staatsoper/Hösl

 Die Verbindung eines persönlichen Jubiläums sowie eines Termins in der Augenklinik bescherte mir die erneute Wiederbegegnung mit meiner Mezzosopran-Favoritin Elina Garanca beim Privat-Besuch an der Bayerischen Staatsoper zur Reprise „Aida“ von Giuseppe Verdi. Das szenische Missverständnis wider Textur und Musik fabrizierten Damiano Michieletto (Regie), Paolo Fantin (Bühne), Carla Teti (Kostüme), die Namen seien lediglich zur Abschreckung erwähnt, über den verzapften Blödsinn zu berichten erachte ich als absolute Papierverschwendung, da half nur Augen zu und durch, musikalisch jedoch wurden die Ohren auf beglückende Weise verwöhnt.

Wie bereits zuvor während div. Events überzeugte mich Elena Stikhina auch als Aida,  hier zeigte sich, dass die vorzeugliche Sopranistin nicht nur über eine fabelhafte Technik verfügte, sondern auch ungewöhnlich reine, klare Töne mit Charme und Wärme verbinden konnte. Ihrer wunderbaren Legatokultur, dem herrlichen Timbre, den innigen Piani sowie dem Silberstrahl des Höhenbereiches zu lauschen, war schlichtweg ungetrübter Genuss.

Vokale primissima Superlative jedoch verschenkte Elina Garanca in überreichem Maße. Seit Ihrer grandiosen Amneris-Interpretation letztes Jahr in Berlin gewann ich  den Eindruck, die großartige Sänger-Darstellerin intensivierte dieses tragische Frauenportrait vokal wie optisch derart, dass  einem zuweilen der Atem stockte. Elina Garanca verstand es auf höchstem Niveau mit feinen schönen, dunklen Couleurs, traumhaften Legatobögen, verinnerlichten wie spannungsvollen Momenten vollends zu überzeugen. Ob nun im weichen Strömen des Goldtimbres, im zeichnen der erregten Gefühlsnuancierungen der wallenden Leidenschaften voll intensiven Ausdrucks der aufgewühlten Psyche in dunklen prächtigen Färbungen zu offenbaren, faszinierte die geniale Künstlerin aufs Neue und vermittelte schlichtweg die hohe  unüberbietbare Kunst des Gesangs.

Leicht, wunderschön timbriert schwebte der Sopran von Elene Gvritishvili sphärisch über den Chören der Tempelszene.

Als tenorales Kraftpaket erwies sich Arsen Soghomonyan und sang mit strahlender Extravertiertheit, pointiert kalkulierter Verve den Radames und demonstrierte erst im Final-Duett feinere vokale Linie.

Mit metallischem Höhenpotenzial, markant freiströmendem Mittelbereich, makellosen Acuti adelte Amartuvshin Enkhbat das herbe Profil des äthiopischen Königs Amonasro. Schönstimmig mit dunkeltönendem Bassmaterial schenkte Erwin Schrott den Ramphis geheimnisvolle Aura und bedrohliche Autorität. Schönes klangvolles Basstimbre war ebenso von Alexander Köpeczi als Pharao zu vernehmen. Den tenoralen Kurzauftritt des Boten gestaltete Zachary Rioux.

 In bester vokaler Disposition präsentierten sich der Bayerische Staatsopernchor und Extrachor (Christoph Heil) mit den herrlich differenzierten Frauenstimmen vereint mit den kraftvollen Herren zum gewaltigen Triumph-Jubel.

Zuweilen im Überschall-Fortissimo präsentierte Francesco Ivan Ciampa Verdis atmosphärische tiefgründige Partitur, zauberte jedoch größtenteils mit dem prächtig musizierenden und bestens disponierten Bayerischen Staatsorchester magische Momente instrumentaler „Italiana“. Maestro Ciampa zog mit innigen Piani, sensiblen Anklängen voll Wärme das Publikum in seinen Bann und wurde entsprechend gefeiert.

Standing Ovation und Ovationen für Stikhina und Garanca, lautstarke Zustimmung für das vortreffliche Ensemble sowie Orchester.

 

Gerhard Hoffmann

 

 

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