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MÜNCHEN/ BallettFestwoche: „PORTRAIT WAYNE McGREGOR“ – Premiere

15.04.2018 | Ballett/Tanz


„Borderlands“ mit Ksenia Ryzhkova, Alexey Popov. Copyright: Wilfried Hösl

München: BallettFestwoche des Bayerisches Staatsballetts: „PORTRAIT WAYNE McGREGOR“ – Premiere, 14.04.2018:

Zur Eröffnung der BallettFestwoche 2018 am 14.04. kamen Freunde zeitgenössischen Tanzes voll auf ihre Kosten: Wayne McGregor, einer der angesagtesten Choreographen der Gegenwart gestaltete einen dreiteiligen Abend beim Bayerischen Staatsballett, das „Portrait Wayne McGregor“. Dabei präsentierte er mit „Kairos“ und „Borderlands“ zwei bereits vor wenigen Jahren choreographierte Stücke sowie mit „Sunyata“ eine Kreation für die Münchner Tänzer. Wayne McGregor beschäftigt sich nicht nur mit Tanz, sondern auch mit anderen Kunstgattungen wie Malerei und Architektur, mit Wissenschaft und Forschung, beispielsweise auf dem Gebiet der Neurobiologie sowie mit Philosophie und Poesie. All diese Gedanken lässt der britische Choreograph in seine Kreationen einfließen, so dass jedem seiner Stücke ein bestimmtes Thema zugrunde liegt.


„Kairos“ mit Jonah Cook und Jonah Acosta. Copyright: Wilfried Hösl

„Kairos“ zu Max Richters „Re-composition“ von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ beschäftigt sich mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Zeit: der Kunst, den richtigen Augenblick zu finden oder der unsichtbar und schwerelos dahinfließenden Zeit.


„Sunyata“ mit Lauretta Summerscales, Elvina Ibraimova, Ksenia Ryzhkova, Ivy Amista. Copyright: Wilfried Hösl

„Sunyata“ bezeichnet das buddhistische Wort für Leere, für einen Raum, in dem aus dem Nichts Kreativität entstehen kann. Die Komposition „Circle Maps“ der finnischen Komponistin Kaija Saariaho, auf die „Sunyata“ choreographiert ist, basiert auf Gedichten des persischen Dichters Rumi. Auch davon hat sich McGregor für seine Kreation inspirieren lassen. „Borderlands“ schließlich ist aus der Beschäftigung mit dem Werk des amerikanischen Bauhaus-Künstlers Josef Albers entstanden und ist ein Spiel mit verschiedenen Farbwelten. Wayne McGregors Ansatz ist es jedoch nicht, all diese Gedanken auf der Bühne sichtbar zu machen, sondern er nutzt sie für seine eigene Inspiration und gibt dem Publikum die Gelegenheit, sich ganz unbefangen auf das Gesamtkunstwerk aus Tanz, Bühnenbild, Kostüm und Licht, das er zusammen mit Kollegen wie Idris Kahn, Lucy Carter oder Moritz Junge kreiert, einzulassen und in verschiedene Sinneswelten einzutauchen. Kairos ist das am engsten mit der Musik verknüpfte Stück. In rasanten, manchmal direkt halsbrecherischen Bewegungen einerseits und andererseits in weichen, schwerelos leicht wirkenden Bewegungen wird die facettenreiche Musik Vivaldis und Richters sichtbar gemacht. Dabei stehen die 10 Tänzer oft gemeinsam oder zumindest in größeren Gruppen auf der Bühne. Die Choreographie basiert auf neoklassischen Schrittmaterial. „Sunyata“ vermittelt einen erdigeren, wärmeren Eindruck und fokussiert sich mehr auf einzelne Tänzer oder Paare, die Bewegungssprache ist stärker vom Modern Dance geprägt. „Borderlands“ vermittelt wieder mit eher von der Neoklassik beeinflusstem Schrittmaterial kühle Eleganz, Akrobatik und Temperament. Die Tänzer des Bayerischen Staatsballetts verstanden es großartig, die verschiedenen Charaktere der Stücke sichtbar zu machen und zeigten ihre ganze Virtuosität. Alle brachten hervorragende Leistungen, am meisten blieben einem Ksenia Ryzhkova, Jonah Cook, Lauretta Summerscales, Kristina Lind, Alexey Popov und Alejandro Virelles Gonzalez in Erinnerung. Koen Kessels leitete das Bayerische Staatsorchester für die Stücke „Kairos“ und „Sunyata“. Am Ende langanhaltender und lautstarker Applaus eines begeisterten Publikums.

Gisela Schmöger

 

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