Bolschoi bei Nacht. Foto: Klaus Billand
MOSKAU: SIEGFRIED als Gastspiel der Sofia Oper und Ballett am Bolschoi-Theater am 21. Mai 2018
Und noch ein wichtiges Gastspiel – nach dem der Uraloper in St. Petersburg (Kurzbericht gestern) – gibt es dieser Tage zu besprechen, jenes der Sofia Oper und Ballett mit immerhin sechs Werken am Bolschoi-Theater in Moskau. Selbst der Generaldirektor des Bolschoi, Vladimir Urin, kann sich nicht erinnern, das im 21. Jahrhundert eine ausländische Opernkompagnie ein solch großes Repertoire an sein Haus gebracht hat. Die Sofia Oper und Ballett spielt hier im Mai Richard Wagners „Ring des Nibelungen“, „Yana’s Nine Brothers“ von Lyubomir Pipkov (Besprechung der Sofia-Premiere erfolgte an dieser Stelle) und das Ballett „Le Corsaire“ von Adolphe Adam.
Foto: Klaus Billand
Gestern war „Siegfried“, und das Moskauer Opernpublikum war begeistert von Plamen Kartaloffs an dieser Stelle schon mehrfach besprochener „Ring“-Produktion, sowie der großartigen Leistung des Orchesters der Sofia Oper und Ballett unter der Wagner-erfahrenen Leitung von Erich Waechter, sowie den weitestgehend guten Leistungen der komplett bulgarischen Sängerbesetzung. Man konnte dem Orchester regelrecht anmerken, mit welchem Vergnügen es in einem Graben mit immerhin 90 Musikern spielen konnte, der in etwa jenem der Wiener Staatsoper entspricht. Zu Hause muss man sich sogar mit weniger MusikerInnen recht zusammen drängen. Wunderbar der Streicherklang und das Blech, welches makellos spielte, eingeschlossen die Hornrufe Siegfrieds.
Kostadin Andreev war ein draufgängerischer und bis zum Schluss unermüdlicher Siegfried. Radostina Nikolaeva insbesondere in den Spitzentönen eine überzeugende, eher lyrische Brünnhilde, Krasimir Dinev ein nicht wie in Wien als Depp gezeichneter Mime, der hier nachdrücklich sein Ziel verfolgt, und Biser Georgiev ein finsterer Alberich. Nikolai Petrov gab einen guten Wanderer in den ersten beiden Aufzügen, ließ sich aber von dem bewährten Martin Tsonev im dritten vertreten. Petar Buchkov sang einen imposant verstärkten klangvollen Fafner, und Milena Gyurova zwitscherte akrobatisch und charmant als Waldvogel. Blagovesta Mekki-Tsvetkova arbeitete sich eher darstellerisch interessant durch die Rolle der Erda. Morgen kommt die „Götterdämmerung“.
Klaus Billand aus Moskau