Copyright: Montepulciano Teatro Poliziano
MONTEPULCIANO / Teatro Poliziano: L’IMPRESARIO IN ANGUSTIE von Domenico Cimarosa am 13.7.2018
Eine der verdienstvollstenTraditionen des von Hans Werner Henze gegründeten Cantiere Internazionale d‘ Arte in Monzepulciano ist es, alljährlich eine wenig oder seit langer Zeit gar nicht mehr gespielte Oper aufzuführen. Heuer war – im wundervoll winzigen Teatro Poliziano – „L’Impresario in Angustie (Der Impresario in Ängsten)“ von Domenico Cimarosa an der Reihe. Ein Werk, das nach seiner Uraufführung in Neapel einen großen und anhaltenden Erfolg in ganz Europa feierte. Mittlerweile bezieht es seinen Nachruhm hauptsächlich aus der Tatsache, dass Johann Wolfgang von Goethe es während seiner Italienischen Reise gesehen hat und sich darüber so unendlich amüsiert haben soll wie nie zuvor in seinem Leben. Sooo sehr, dass er es dann, zurück in Weimar, in einer deutschen Version in seinen Spielplan aufnahm, mit dem eher doofen Titel: „Die theatralischen Abenteuer“. Nun ist ja nicht wirklich verbürgt, ob der Geheimrat wirklich einen Sinn für Humor besessen hat (der über die deutsche Vorliebe zur Schadenfreude hinausgegangen wäre)…wir konnten seine Begeisterung an diesem Abend jedenfalls nicht ganz nachvollziehen.
Das fängt schon mit der Musik an. Sie ist zweifellos gekonnt geschrieben, ist aber einerseits nicht mehr genug Barock und andererseits noch nicht genug Mozart (der von Cimarosa viel gelernt hat), sodass man sich zwischendurch immer wieder dabei ertappt, sich nach älteren oder jüngeren Stilen zu sehnen.
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Das farce- artige Libretto wiederum behandelt eine der damals so beliebten Theater-auf- dem-Theater-Geschichten: Geprobt werden soll eine neue Oper mit dem wirklich schönen Titel „Le interne convulsioni di Pirro contro gli affetti isterici di Andromaca „, aber im Verlauf des Stücks prallen die Ambitionen, Forderungen und Eifersüchteleien zwischen den Primadonnen, dem Poeten und dem Komponisten so heftig aufeinander, dass es zu keiner Aufführung kommt und der Impresario (daher seine Ängste) Konkurs anmelden muss.
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Der künstlerische Direktor des Cantiere, Roland Boer, dirigiert das Operchen vorbildlich und mit nie nachlassender Energie, und auch das Sängerensemble (Dioklea Hoxha, Silvia Alice Gianolla, Vittoria Licostini, Doralba Claudio Zazzaro Gelindo Scagliozzi und Stefano Bernardini) lässt kaum Wünsche offen. Bedauernswert nur, dass Regisseuse Caterina Panti Liberovici primadonnenmässig auch zuviel Ambitionen hatte und völlig überflüssigerweise noch die Figur eines Regisseurs hinzuerfand, der sozusagen die Probe der Probe einer Probe leitet und dabei Luigi Pirandello und Giorgio Strehler zitiert. Deren Texte sind teilweise nun wirklich sehr berührend, aber insgesamt hält diese ganze Zusatzgeschichte nur die Partie auf, behindert den Fluss des Geschehens und zerstört überhaupt die fragile Struktur dieses luftigen, harmlosen Werkleins.
Schade eigentlich!
Robert Quitta, Montepulciano