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MONACO/ Opéra de Monte -Carlo Salle Garnier: DAS RHEINGOLD

24.02.2025 | Oper international

Opéra de Monte -Carlo Salle Garnier: DAS RHEINGOLD am 22.2.2025

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Foto: Marco Borrelli

Wer Monaco hört, denkt nicht unbedingt an Oper und schon gar nicht an Richard Wagner. Aber 2009 überzeugte Der fliegende Holländer in der Inszenierung von Francesca Zambello, in Wien bekannt durch die erfolgreiche Produktion Rebecca im Raimund Theater , seit 2011 künstlerische Leiterin der Washington National Opera – wie lange noch ? Der Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt am Beginn seiner Karriere als berührender Eric und ein besonderes Erlebnis für das Publikum: Durch die großen Fenster im Saal hat es einen direkten Blick aufs das Mittelmeer , bevor sich die Vorhänge schließen und das Tosen der Wellen aus dem Orchestergraben erklingt. Jose Cura in der Titelrolle als Tannhäuser auf französisch mit der jetzt in Bayreuth so erfolgreichen Dirigentin Natalie Stutzmann folgte 2017.

Bereits im Jahre 2005 war der Orchestergraben tief unter die Bühne erweitert worden . Damit genug Platz für ein Wagner-Orchester , das durch die teilweise Abdeckung auch nie zu laut wird. Das ist nur eine Erklärung für die teils überraschenden Klänge an diesem Wagner- Abend . Es musiziert nicht das angestammte Orchestre Philharmonique de Monte Carlo sondern Les Musiciens du Prince – Monaco. Dirigent und Orchestervorstand ist seit März 2019 der Italiener Gianluca Capuano. Er feierte mit dem 2016 auf Anregung der aktuellen Intendantin Cecilia Bartoli gegründeten Klangkörper vorerst mit Werken aus dem Barock – Händel und Vivaldi- dann auch Mozart und Rossini im Fürstenstaat und auf Tourneen Erfolge . International , zu Pfingsten sowie im Sommer in Salzburg und zuletzt wieder 2024 an der Wiener Staatsoper . Heuer hat sich das im wahrsten Sinn des Wortes eingespielte Team , laut Programmheft 77 Musiker darunter 5 Wagner-Tuben, an ein Werk des deutschen Meisters gewagt.

Musiziert wird auf alten Instrumenten ,die Violinen mit Darmsaiten, die nicht nur in Vor- Wagner-Zeiten an Fürsten- und Königshöfen sondern bis zum ersten Weltkrieg verwendet wurden. Der Maestro versprach einen transparenten Ton, vielleicht auch rauer, aber radikal unterschiedlich zu dem” son wagnérien monumental” an den wir uns in den letzten hundert Jahren gewöhnt haben.

Monumentale Töne wären in dem vom damaligen Architekturstar Charles Garnier 1878 geplanten Saal, errichtet in acht Monaten und 16 Tagen !! mit nur 524 Sitzplätzen auch schwer zu genießen . Schon die Intimität des prunkvollen Raumes läßt Vergleiche mit den großen Wagnerorchestern an den großen Bühnen der Welt nicht zu. Aber der mutige Versuch als Vorausblick auf das Ring-Jubiläumsjahr 2026 ist gelungen. Die vier Vorstellungen sind vielleicht nicht das unbedingte Ziel von Wagner-Enthusiasten weltweit aber immer ausverkauft und lange, viel länger beklatscht als sonst in Monte Carlo üblich, wo meist im Anschluß an musikalische Genüsse ein fulminanten Mahl in einem der feinsten Restaurants wartet.

Überzeugt hat die Inszenierung des gebürtigen Turiner Allroundkünstlers Davide Livermore , der allein neun Berufsbezeichnungen aus der Welt der Klassk aufweist . Die Decors von Eleonora Peronetti, Kostüme mit sehr viel Pelz von Gianluca Fala und die Lichtgestaltung durch Antonio Castro werden unterstützt von einem beeindruckend personalintensivem Team hinter den Kulissen.

Es beginnt mit einem kleinen Jungen, der “nur spielen” will und kluge Sätze über Spieler und ihre unbegrenzten Möglichkeiten zu Papier bringt . Das faltet er auf Kinderart zu einem Flieger der sich in der Luft in eine Douglas DC3 aus den 30er Jahren verwandelt, das bis heute meist gebaute Passagier- oder Transportflugzeug. Berühmt vor allen als Rosinenbomber, die das eingekesselte Berlin mit Nahrungsmittel aus der Luft versorgten.

Auf der Bühne der Salle Garnier stürzt es zu den Tönen des Vorspiels in den tiefen Rhein.

Wie der Theaterkritiker André Peyregne in NICE MARTIN begeistert im Detail beschreibt, misst der sichtbare silberglänzende Rumpf ganze 8 Meter , der Flügel, teils abgerissen auch noch 7 Meter. Diese Szenerie mit Anklängen an den Festspielhaus-Lohengrin des Landestheater Salzburg 2019 bleibt gekonnt und wirkungsvoll eingesetzt die Hauptspielstätte , ergänzt durch Videoprojektionen im 3 D Verfahren mit Projektionswänden in beeindruckender Größe von 13 bzw 12 Meter Breite. Die Unterwasserszenen im Hintergrund wurden in der Therme Montegrotto bei Padua gedreht, wo mit 42 Meter eines der tiefsten Tauchbecken weltweit zur Verfügung steht. Eine Kulisse in einer Größenordnung die auch den Bayreuther Meister beeindruckt hätte. Wenn auch nicht angekündigt läßt doch der Einsatz so großer technischer Mittel auf eine Fortsetzung des Ring des Nibelungen in den nächsten Jahren schließen – sozusagen der Gral jeder Operndirektion, aber wohl auch in Monaco eine Frage des Geldes.

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Foto: Marco Borrelli

Und der zur Verfügung stehende Besetzung : Mit Christopher Pulvers als Wotan und Wolfgang Ablinger-Sperrhacke als Loge stehen zwei solide Verteter ihres Faches auf der Bühne, Der Göttervater aus England konnte in seinem anscheinend ersten Wagner- Auftritt nur bedingt überzeugen und hat für nächste Aufgaben noch Luft nach oben. Für alle Sänger – Kollegen war es schwierig zu bestehen neben dem gesanglich und auch körperlich alle überragenden ungarischen Bassbariton Péter Kalman als Riesen-Zwerg Alberich. Die Regie wußte seine Darstellungskraft zu nutzen und konnte dadurch die wirksamsten Szenen gestalten. Schon mit den Rheintöchtern auf dem Grund des Flusses inmitten Gepäckstücken und im Wasser treibender toter Passagieren, aber auch als Gegenspieler zu Michael Laurenz als Mime im Nibelungenreich. Das Gold in einem strahlenden Gefäss gestohlen verteilt sich glänzend über die Bühne. Der Tarnhelm macht nicht nur unsichtbar sondern ist auch unsichtbar genauso wie es der Riesenwurm bleibt, dessen Größe und Zerstörungswut durch einstürzende Häuserzeilen erschreckend demonstriert wird. Die Überwältigung des auf einem Flugzeugsitz sich verkriechenden Zwerg ist dann ein leichtes Spiel. Erst um den Ring zu gewinnen müssen Loge und Wotan alle Kraft aufwenden. Die  Übergabe an die zwei Riesen – Zottelungeheuer mit gewaltigen Hörnern- fällt schwer. Erst der aus dem Flugzeuginneren wirkungsvoll inszenierte Auftritt von Erda, Ekaterina Semenchuk , neben dem türkisch-deutschen Mezzosopran Deniz Uzun ( kurzfristig eingesprungen ) als Fricka und Melissa Petit als Freia gesanglich überzeugend, kann Wotan umstimmen. Der Brudermord aus von Loge gezielt angestachelter Gier taucht den ganzen Bühnenhintergrund in Blut, beeindruckender Hinweis auf weiter drohendes Unheil. Vorerst bietet aber der silberne Vogel als Zugang zu einem von den Riesen prunkvoll gestalteten Palast Zuflucht für das Göttergeschlecht mit Kartal Karagedik als Donner und Omer Kobiljak als Froh in strammen Militäruniformen, vielleicht der US-Piloten  der abgestürzten Maschine. An Wotans Hand der kleine Junge aus den Bildern zwischen jedem Schauplatzwechsel, der zukünftige heiß ersehnte Held . Sein Papierflieger schwebt real über die Bühne, auf den letzten Zettel hat er geschrieben : Und was spielen wir jetzt?

Was Richard Wager betrifft, zunächst einmal TRISTAN UND ISOLDE 2. Akt in einer konzertanten Version am Sonntag, 2. März im Auditorium Rainier III mit den auch hierorts bewährten Titelhelden Andreas Schager und Anja Kampe  . Im ersten Teil das Adagio der 10. Symphonie von Gustav Mahler. Am Pult Philippe Jordan , vor ihm das Ochestre philharmonique de Monte Carlo. Wer Spass und Spiel vereinen will, kann am gleichen Tag vorher noch den letzten Corso der Fête du Citron in der Nachbarstadt Menton genießen.

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Foto: Marco Borrelli

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Foto: Marco Borrelli

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Foto: Marco Borrelli

Ulrike Messer-Krol

 

 

 

 

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