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MÖRIKEN/ WILDEGG /Schweiz: WIENER BLUT – Pop-Up-Operetta (Johann Strauss)

Gottwilche irgendwo zwischen Längwyligen, Wildegg und Hallwyl!

21.10.2021 | Operette/Musical

Johann Strauss: Wiener Blut • Pop-Up-Operetta in Möriken-Wildegg • Vorstellung: 20.10.2021

 

(2. Vorstellung • Premiere am 16.10.2021)

Wiener Blu(e)t - Möriken AG - Guidle

 

Gottwilche irgendwo zwischen Längwyligen, Wildegg und Hallwyl!

Nach Pop-up-Restaurants und Pop-up-Stores gibt es nun auch die Popup-Operette. Das ist gut. Sehr gut! Nachdem die Operette Möriken-Wildegg die für diesen Herbst geplante Nacht in Venedig auf Grund von Corona um zwei Jahre verschieben musste, hat Regisseur Simon Burkhalter (Regie/Bühnenbild/Fassung) entschieden, mit der Pop-up-Operette einzuspringen, um eine operettenlose Zeit zu verhindern.

Burkhalter hat das Stück, das im Original ja ganz wesentlich von Wien und vom Wiener Schmäh lebt, behutsam und mit viel Gefühl «eingeschweizert» und lässt es gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Kanton Aargau spielen. Burkhalter ist damit eine wunderbare Salonkomödie gelungen, die lustig ist, ohne ins Derbe oder Schenkelklopfende abzugleiten. Zedlau wird so zum Bundesrat Balduin Graf und Premierminister Ypsheim-Gindelbach zu einem Sittenwächter; aus Franziska Cagliari wird eine Sängerin und aus der Probiermamsell Pepi Pleininger die Schneiderin Vreni Hösli. Die Figuren Gabriele (Balduins Gattin), Kagler (Franziskas Vater) und Josef (Balduins Sekretär) bleiben unverändert. Als Bühnenbild hat sich Burkhalter einen Garten Eden, einen Lustgarten, der einem der Schlösser der Umgebung (Lenzburg oder Wildegg, das, abends beleuchtet, von der Terrasse des Gemeindesaals zu sehen ist), bestens anstehen würde. Hier trifft sich Bundesrat Balduin mit seiner Geliebten Franziska, Vreni, der Freundin seines Sekretärs, und unfreiwillig natürlich mit seiner Gattin Gabriele, die von seinem amourösen Treiben Wind bekommen hat. Nach den obligaten Irrungen und Wirrungen finden die Paare zusammen und vergeben sich ihre Fehltritte.

Raimund Wiederkehr gibt mit strahlendem Tenor einen herrlichen Bundesrat Balduin. Flurina Ruoss brilliert mit leicht dramatischem Sopran als Gabriele und verkörpert deren Lebenslust aufs Beste. Andrea Hofstetter macht ihr als Franziska Cagliari Konkurrenz und besticht mit ihrer Bühnenpräsenz. Yves Ulrich ist ihr Vater Kagler, der hier als älteres Semester Typ Rumpelstilzchen herrlich komisch am Geschehen teilnimmt. Erwin Hurni gibt mit kernigem Bariton den treuen Sekretär Josef. Die Entdeckung des Abends ist Stefanie Frei als Vreni Hösli, die mit ihrem perfekt geführten Sopran und grosser Jugendlichkeit begeistert. Simon Burkhalter versucht als Sittenkommissar Ypsheim Bundesrat Balduin auf die Schliche zu kommen. Alle Solisten agieren mit hör- und sichtbarer Spielfreude Leidenschaft für die Operette.

Das Ad-Hoc-Orchester im Graben (ja, den gibt es in Möriken-Wildegg!) unter musikalischer Leitung von Monika Nagy spielt einen ganz formidablen Strauss.

«Gottwilche [Berndeutsch für: Herzlich willkommen!] irgendwo zwischen Längwyligen, Wildegg und Hallwyl!»: Ein Muss für alle Operettenfans! Und für alle anderen auch!

Weitere Aufführungen im Gemeindesaal Möriken-Wildegg (AG):

Sa. 23.10.2021, 19:30; So. 24.10.2021, 17:00;

Mi. 27.10.2021, 19:30; Fr. 29.10.2021, 19:30; Sa. 30.10.2021, 19:30.

22.10.2021, Jan Krobot/Zürich

 

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