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MÖRBISCH/ Seefestspiele: Saturday Night Fever“. Bee Gees-Brothers vs. Family Strauss

11.07.2025 | Operette/Musical/Show

Seefestspiel Mörbisch: Bee Gees-Brothers vs. Family Strauss

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Bitte, nein, nur kein bluttriefendes Gefecht zwischen den Bee Gees, den drei Pop-Brüdern Barry, Maurice und Robin Gibb (als Jüngster ist später David auch noch ein bisschen dabei) und dem Wiener Geniequartett Strauss mit Johann, Vater und Sohn, sowie Josef und Eduard. Doch fix ist: Der heuer jubilierende Walzerkönig hat mit seinen Operetten auf der Seebühne in Mörbisch ausgespielt. Hier im vormals so ungemein beworbenem ‚Mekka der Operette‘. Unter Burgenlands Landesvater Doskozil und seinem Werbemeister Alfons Haider werden wir nun nicht mehr in die Wiener Kulturgeschichte vor so etwa hundert, hundertfünfzig Jahre zurück geführt, sondern heuer, immerhin auch ein gutes halbes Jahrhundert retour, in die Vermarktungsindustrie der USA.

Am Neusiedlersee hat der „Zigeunerbaron“ ausgeträumt. Dafür darf auf der Seebühne von der New Yorker Disco-Szene und der Jugend-Subkultur in den 1970er Jahre geträumt werden. Nun, mit dem Versinken in eine eventuell doch verzaubernde Traumwelt fällt es ein bisschen schwer. Musical-Geplapper ist zu hören. Darauf eingestellt: kein Problem. Und die Winzer der Region preisen ihre Weine an. Auch die Stimmung im weiten Areal ist wie durch viele Jahrzehnt gehabt … also durchaus angenehm. Und zu vernehmen ist: Die Trips in die Kulissenstadt NY seien gut verkauft. Somit: ja, o.k.

1977: Das Filmmusical „Saturday Night Fever“ kommt bestens an. Die Disco-Welle ist angerollt, die Bee Gees feuern mit ihren lockeren Standard-Rhythmen die Jungen an. Der fesche John Travolta tänzelt sich dazu in die Herzen der Mädels. Und das ganze Gefunkel wird durch clevere Marketing-Strategien mit den Soundtrack-Alben ein riesiger geschäftlicher Erfolg. 1998 ist im Londoner Palladium (auch mit deutscher Beteiligung) dann diese nun vom Burgenland eingekaufte Musical-Fassung gefolgt.

Gedränge gibt es in der Mörbischer Manhattan-Kulisse keines. Sind zu wenig Tanzpupperln für die Weite der Bühne engagiert worden? Doch die Bee Gees-Nummern vermögen sehr wohl mit Schmiss aufzutrumpfen. Allerdings: Welch musikalische Welten trennen diese Show im Vergleich mit dem Strauss’schen Melodienzauber! Und die Dialoge: Wohl ebenso schwach, nebensächlich, banal wie in den meisten Operetten aus der Glanzzeit des Walzerkönigs. Positiv in der Story: Das Getanze und Gefuchtel mit jugendlichem Schwung hat hier in den Samstag-Nächten für den schneidigen Disco-König den Wert als einen Akt der Selbstverwirklichung. Somit sei dem Landeshauptmann doch zu vertrauen, das mäßigere Produkt nun irgendwie mit dem Glaserl in der Hand genießen. Und vielleicht auch die bessere Besetzung erwischen – der Mörbisch-Abend mag schon recht gefällig ansprechen. Auch wenn sie nun die Unterlegenen sind: Family Strauss ist weit, weit wunderbarer, kein Vergleich, als die flotten Bee Gees-Brothers. 

Meinhard Rüdenauer

 

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