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MÖRBISCH /Seefestspiele: DAS LAND DES LÄCHELNS. Premiere

Immer nur lächeln - und immer vergnügt

12.07.2019 | Operette/Musical


Elissa Huber, Benno Schollum und Won-Whi Choi. Foto: Jerzy Bin

Seefestspiele Mörbisch – Premiere DAS LAND DES LÄCHELNS 11.7.2019

„IMMER NUR LÄCHELN – UND IMMER VERGNÜGT“

 Die zweite Amtszeit von Intendant Professor Peter Edelmann wurde mit Spannung erwartet.

Die „Gräfin Mariza“ konnte als sein Einstand in die Seefestspiele angesehen werden. Die Produktion hatte beim Publikum durchaus positives Echo. Spektakulär war sie, schon wegen der „Größten Geige der Welt“ als bestimmendes Bühnen-Element. Die Besetzung ließ für meinen Geschmack eigentlich Wünsche offen, hauptsächlich beim Vorjahres-Tenor.

 Nun ging es in eine weitere Runde und da war alles ganz anders! Es gab einen neuen Bühnenbildner (Walter Vogelweider) der der Seebühne einen krönenden metallenen Bogen verpaßte. Neuerdings gab es durch die geänderten verbesserten Lautsprecher-Positionen einen fülligeren und optimalen Klang, als ob es wieder die Akustik der alten Zeiten am See gäbe. Damals, als sich noch der Dirigent bis zur Bühnenmitte gegeben hatte, dann zum versenkten Orchester hinabstieg und erst dann konnte sichtbar das Spiel beginnen. Mit dem Umbau und der Orchester-Positionierung nach weit hinten in einen unsichtbaren Orchester-Raum war man manchmal auch im Publikum eher nicht so glücklich, vieles hinterließ für Kenner den akustischen Eindruck einer zugespielten Konserve. Nun hört sich das Problem aber beinahe ideal gelöst an.  

 Bei der Tenor-Frage für das exotische China hat Mörbisch einen „Königsweg“ beschritten.

Es gibt zwar keine Stimme mehr, die auch nur annähernd den feinen Gesang des wunderbaren Richard Tauber auch als UA-Tenor erahnen läßt. Doch mit dem Engagement von Won Whi Choi steht nun ein Rollen-Primus auf der Bühne, der als Prinz Sou-Chong  „in der Maske“ singt und zwar mit seinem eigenen exotischen Gesicht. Der neue Prinz überraschte mit Charme und schöner Stimme und im Gesang mit durchaus gutem Deutsch. (Sogar zweifach gibt es hier eine derartige optisch rollendeckende Alternativ-Besetzung, Won Whi Choi wechselt sich mit dem Koreaner Robin Yujoong Kim während der ganzen Spielzeit ab!). So hat man zumindest bei der diesmal gehörten exotischen Erstbesetzung wohl die beste gesangliche Tenor-Leistung von diversen Operetten am See-Produktionen toppen können.

 Elissa Huber – die Lisa von Hohenfels – kommt nicht womöglich auf dem Hohen Roß auf die Bühne; sie hatte ja das Pferde-Rennen im 1. Bild gewonnen. Aber neuerlich punktet sie – die eine Art Musical-Vergangenheit hat – mit ihrem hübschen Sopran-Timbre und dem Aplomb einer Diva der Jetzt-Zeit. Christof Cremer, der Ausstatter beweist sein Faible für Damen mit seinen besonders kostbaren, originellen, modischen Kostümen; ebenso trefflich eingekleidet hat er das Ballett als Zirkuspferdchen.


Katerina von Benningsen, Gernot Kranner. Foto: Jerzy Bin

 Die leichteren Rollen für die Soubrette und den Buffo-Tenor sind mit Katerina von Bennigsen und Maximilian Mayer rollendeckend besetzt als China-Girl Mi und „Gustl“, dem jungen Grafen von Pottenstein.

 Bei den Schauplätzen bietet der Wiener Prater eine dankbare Möglichkeit der Möblierung mit den Versatzstücken von historischem Budenzauber. Der Bildwechsel von dort in den gräflichen Wintergarten derer von Hohenfels geht unmittelbar und reibungslos von Statten. Der Ort des Kennenlernens des Paares „bei einem Tee à deux“ zeigte sich in aristokratischer Jugendstiliger Eleganz.

 Im 2. Akt kann der exotische Schauplatz vom Reich der Mitte – nicht unerwartet für China – mit einem riesigen Drachen punkten, er ist das „signature piece“! Luft-Akrobaten machen dazu elegante Show. Außerdem tobt sich ein wahrer Bildersturm auf den Paneelen des Riesen-Bogen aus, wo in pausenlosem Wechsel den ganzen Abend für Kaleidoskopisches, feines Grafisches, Buntes oder stilisiertes Florales gesorgt wird.

 Alt-Intendant Harald Serafin hatte hier seinen Einstand als Ober-Eunuch, diskrete Komik und sein Auftreten bereitete dem Publikum hörbar Freude.

 Die Librettisten Victor Léon, Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda haben aus der „Gelben Jacke“ etwas ganz neues gemacht: eine tragische Operette ohne happy end und Franz Lehár dazu einen üppigen Strauß seiner schönsten musikalischen Einfälle geschrieben. Die ikonischen Nummern des Prinzen, von „Immer nur lächeln“, „Dein ist mein ganzes Herz“, „Von Apfelblüten einen Kranz“, seine Duette mit Lisa, wie „Bei einem Tee à deux“ oder „Wer hat die Liebe uns ins Herz geschenkt“ gehören zum Kostbarsten seines Operetten-Schaffens. Bekanntlich gab es eine Dreizahl tragisch endender Stücke , so „Der Zarewitsch“ (UA 1927), dann „Land des Lächelns“ (UA 1929) und als Krönung „Giuditta“, die 1934 blendend besetzt, natürlich mit Richard Tauber, an der Seite der Jarmila Novotna in der Wiener Staatsoper ihre UA feierte.

 Die Premiere wurde vom ORF live übertragen, was einem Ritt über den Neusiedler-See vergleichbar war. Die Produktion – kam, sah, siegte! Das Premieren-Publikum war sich bewußt, welche Qualität die Aufführung hatte und akklamierte lautstark die Solisten, ebenso wie Regisseur Leonard Prinsloo (er zeichnet auch für die Choreografie). Bisher galt er als „Tausendsassa von Ischl“ – nun hat er die höheren Weihen von Mörbisch erhalten! Der neue Dirigent des Festival-Orchesters Thomas Rösner hat die so mit „Puccinismen“ angereicherte Partitur zum schönsten Erklingen gebracht und stellte sich ein und vor mit einem feinen dahin delirierendem „Gold und Silber-Walzer“. 

 Wer sich vor dem Fernseher die Vorstellung angesehen hatte, hat bestimmt Gusto auf das Live-Erlebnis am See bekommen… noch Chancen dazu sind bis Samstag 24.8.!  

                                                                                                
Norbert A. Weinberger

 

 

 

 

 

 

 

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