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MÖRBISCH/ Seebühne: GRÄFIN MARIZA. Premiere

Hinreissender Start in eine neue Ära

13.07.2018 | Operette/Musical

Bildergebnis für mörbisch gräfin mariza

Seebühne Mörbisch: HINREISSENDER START EINER NEUEN ÄRA: „GRÄFIN MARIZA“ VON EMMERICH KALMAN IN MÖRBISCH (12.7.2018)

Der Start hätte kaum besser verlaufen können. Junge vielversprechende Stimmen, ein spektakuläres Bühnenbild, eine überdimensionale Riesengeige  , Werbeclips vom Naturpark Neusiedler See; dazu das ideale Wetter. Der neue Intendant von Mörbisch  Peter Edelmann– er debütierte 1993 in Mörbisch als Graf Danilo in der „Lustigen Witwe“ – und war zuletzt Universitätslehrer -hat sein Ensemble gut gewählt und  obendrein jenes Quäntchen „Fortüne“, das man braucht, wenn man an Harald Serafin anknüpfen will, der für die „Goldenen Jahre“ der Seebühne steht. Offenbar bringt der 1962 in Wien geborene Sänger, Feschak, Stimm-Pädagoge und Sohn des legendären Otto Edelmann  alles mit, was man in Mörbisch braucht. Die Liebe zur Operette, ein Faible für den Nachwuchs – und hohe Team-Fähigkeit. Das Ergebnis: Jubel, Trubel, mehrere Encore’s und eine „Bombenstimmung“ beim Publikum.


Vida Mikneviciute, Roman Payer. Copyright: Jerzy Bin

Voraussetzung für einen solchen Erfolg ist  allerdings die Besetzung der Titelrolle und die könnte kaum besser sein: Vida Mikneviciute, eine attraktive, schlanke Sopranistin verfügt über ein angenehmes Timbre in der Mittellage und über jenen „Biss“ in der Höhe, der die Mariza als Schwester von Senta oder Tosca ausweist. Mag sein, dass die Sopanistin von der aufwendigen Tonanlage profitiert, die Begeisterung war jedenfalls spontan und ehrlich! Sie ist der Star des Abend, eine Operetten-Diva wie sie so selten geworden ist. Im Vergleich zu ihr gerät die übrige Besetzung etwas ins Hintertreffen: etwa der sympathische Tenor Roman Payer als Graf Tassilo bzw. Verwalter Bella Török. Er hat mitunter Mühe beim Registerwechsel, nicht alle Höhen sind mühelos. Aber die Chemie zwischen ihm und seiner „Gutsherrin“ stimmt. Das gilt auch für das 2.Paar der 1924 im Theater an der Wien uraufgeführten „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kalman (Text Julius Brammer und Alfred Grünwald): Christoph Filler ist ein köstlicher Baron Koloman Zsupan, Rinnat  Moriah eine liebliche Lisa, dazu kommen ein viriler Fürst Populescu –  Horst Lamnek; als Komiker-Duo tritt  Franz Suhrada als urkomischer Kammerdiener von Fürstin Bozena – Melanie Holliday in ihrer ersten und glücksbringenden Charakterrolle – auf. Peter Horak ist ein souveräner Diener Tschekko.

Die positive Stimmung kommt aber doch von den unsterblichen „Ohrwürmern“ von Emmerich Kalman (die Tochter wurde in der Begrüßungszeremonie mit Recht besonders hervorgehoben). Und so muss das Dirigat von Claudio Mancusi mit dem Festival Orchester Mörbisch ebenso besonders hervorgehoben werden wie das Ballett (Choreographie: Johanna Bodor). Freilich: so gelungen die musikalische Seite dieser Premiere auch war: das Innenleben der riesigen Geige (Regie Karl Absenger, Szene Manfred Waba) wäre schon im Jahr der Uraufführung als altmodisch kritisierbar gewesen. Und auch die Kostüme (Karin Fritz) sind mir viel zu klischee-verbunden.


Mila Janevska, Ondrej Janoska, Vida Mikneviciute. Copyright: Jerzy Bin

Aber was soll’s: der milde Sommerabend hielt bis Mitternacht und als sich am Schluss das obligate Feuerwerk mit einem farbenfrohen Wasser-Ballett vereinte, war für die meisten Besucher das Glück vollkommen.

Peter Dusek

 

 

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