Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MÖRBISCH: EINE NACHT IN VENEDIG: AUFWENDIG, GEDIEGEN UND ALLZU BIEDER. Premiere

10.07.2015 | Operette/Musical

MÖRBISCH/ SEEBÜHNE: EINE  NACHT IN VENEDIG: AUFWENDIG, GEDIEGEN UND ALLZU BIEDER (9.Juli 2015)

Vom Wettergott war es begünstigt – das Team rund um die neue Intendantin Dagmar Schellenberger in Mörbisch. In Punkto Kreativität und Phantasie mussten sie den Kollegen vom Römersteinbruch  jedoch den Vorrang abtreten. Die Johann Strauss-Operette „Eine Nacht in Venedig“ bietet Ohrwurm-artige Melodien („Steig in die Gondel…“) basiert auf einem  schwachen Libretto von Camillo Walzel und Richard Genée. Oder können Sie den Inhalt dieser 1883 in Berlin uraufgeführten und durchgefallenen Operette in wenigen Worten wiedergeben? Und die unzähligen Bearbeitungen (u.a. von Korngold)  lösen nicht das Grundproblem. Diesmal hat man Josi Prokopetz aufgeboten – seine gereimten Plattitüden sind  fast durchwegs  unerträglich ! Und die Nacht in Venedig beginnt und endet in der Gegenwart – da legt ein Traumschiff im Canale Grande an, das Bühnenvolk verwendet das Handy und schreibt SMS-Texte. Und im übrigen bietet man an, was man anbieten kann.

Eine solide Besetzung mit Herbert Lippert in Bestform als herzoglicher Schürzenjäger; das obligate Feuerwerk – samt Wasserballett. Dazu kommt als musikalische Verstärkung der „Kaiserwalzer“ aus 1889 und dem „Perpetuum mobile“ sorgen für weitere Show-Höhepunkte. Das Regiekonzept von Karl Absenger  – er brachte im Vorjahr den „Fiddler on the roof“ in Mörbisch heraus – lautete offenbar. Wer vieles bringt, wir jedem etwas bringen. Das Resultat  – gepflegtes Mittelmaß, wohin man blickt. Das Bühnenbild von Walter Vogelweider : konventionell !  Allzu biedere Kostüme von Susanna Thomasberger. Zu wenig inspirierende Balletteinlagen (Choreographie Miko Mohr) . Das Adjektiv „ordentlich“ aber nicht „außergewöhnlich“ gilt etwa auch für Caramello – Mirko Roschkowski, oder für den Potenz-Krösus Enrico – Otto Jaus. Oder für die Annina der Elena Puszta.
Und auch der Dirigent des Abends – der Deutsche Andreas Schüller –  gehört in die Kategorie „solides Mittelmaß“. Immerhin punktete die Intendantin Schellenberger als elegante Barbara und präsentierte  ein witziges Schwipslied. Und Heinz Zednik hatte als Del Aqua die Lacher auf seiner Seite.  Zu der Kategorie „berührend“ gehörte aber auch Peter Matic als Prolog-Stimme und die „Traumfigur“ Michail Stipa. Da dominierten  plötzlich poesievolle Träume. Alles in allem – Eine Nacht in Venedig ist allein wegen Herbert Lippert sehenswert. Und die Version Mörbisch 2015 gehört rasch entsorgt.

Peter Dusek

 

 

Diese Seite drucken