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MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT

30.07.2018 | FILM/TV, KRITIKEN

Filmstart: 2. August 2018
MISSION: IMPOSSIBLE – FALLOUT
USA / 2018
Regie: Christopher McQuarrie
Mit: Tom Cruise, Rebecca Ferguson, Henry Cavill, Simon Pegg, Ving Rhames, Alec Baldwin u.a.

Mittlerweile ist es 22 Jahre her, dass Tom Cruise erstmals als Ethan Hunt auf der Filmleinwand erschienen ist, und seither wurde „Mission: Impossible“ zu einem Franchaise, das sich durch Über-Drüber-Action-Szenen auszeichnet, aber im übrigen im Grunde immer die Variation desselben Themas bietet.

Alles beim Alten, auch diesmal, in der sechsten Auflage des Abenteuers, mit geringen personellen Veränderungen – Jeremy Renner als getreuer Mitstreiter ist verloren gegangen, Simon Pegg als „Benji“ und Ving Rhames als Luther sind noch da (Pointenträger am Rande), auch die undurchsichtige Heldin Ilsa hat sich in Gestalt von Rebecca Ferguson vom fünften in den sechsten Film gerettet. Und auch Hunts geliebte frühere Ehefrau (die er aus seinem Leben eliminieren musste, um ihres zu retten) erscheint in einer Kurzszene und der bewährten Gestalt der so innig lächelnden Michelle Monaghan.

Sean Harris spielt wieder ohne sonderliche Dämonie den ultimativen Bösewicht Solomon Lane, und ja, Alec Baldwin bildet sich ein, der Chef von dem Ganzen zu sein, aber so richtig mächtig ist er nicht, wenn ihm sein Personal (die Männer der IMF – „Impossible Missions Force“, wie jeder Fan weiß) auf der Nase herumtanzt… Übrigens: die Spielchen, dass sich unsere Agenten die „Köpfe“ anderer Protagonisten zu Täuschungszwecken (perfekte Gummimasken) überziehen, ist diesmal nur minimal vertreten.

Neu tritt Angela Bassett als CIA-Gewaltige auf, mit der eindeutig nicht gut Kirschen essen ist, und sie zwingt Hunt in Gestalt von August Walker (Henry Cavill, undurchschaubar, aber blaß) einen unerwünschten Mitstreiter auf. Die Handlung ist so undurchsichtig wie immer, alle (außer unsere „Guten“) scheinen stets die Fronten zu wechseln, und dass der Zuschauer in solchem Action- und hektischen Schnitt-Wirbelwind gehalten wird, dass er sich gar nicht auskennen kann, ist ja auch Konzept dieser Filme. Wieder, wie das vorige Mal, inszeniert Christopher McQuarrie, der auch noch eine ganze Menge anderer Tom-Cruise-Filme verantwortet und offenbar das Vertrauen des Stars genießt. Er setzt ihn auch fraglos brillant in Szene.

Worum geht es? Diesmal soll Hunt vom abgrundtief bösen „Syndicate“, vielmehr von einer Gruppe des Syndicants namens „die Apostel“, Plutonium kaufen. Das misslingt in der Eingangsszene, weil er nicht bereit ist, das Leben seines alten Freundes Luther zu opfern – wer hätte ihm das auch zugetraut? Außerdem gäbe es dann den Rest des Films nicht, und daran will man gar nicht denken…!

Das „Fallout“ des Titels wäre die nukleare Katastrophe, die üblicherweise James Bond zu verhindern hätte, aber hier ist es eben Ethan Hunt. Die Handlung eiert ohne große Logik zu einer „White Widow“, die von Vanessa Kirby als geradezu parodistische Blondine der vierziger Jahre gespielt wird und die als Agentin zwischen den Plutonium-Verkäufern und den Käufern fungiert. Am Ende – aber bis dahin dauert es die üblichen über zwei Stunden – sind es dann Benji und Ilsa die den Sprengsatz entschärfen. Ach ja, Ilsa, von der man nicht weiß, ob sie Hunt jetzt eigentlich killen soll oder sein jüngstes Love Interest ist…

Im Grunde geht es nur darum, wie man Action-Szenen platziert und so durchführt, dass die Schnittstellen zwischen „echt“ (mit Cruise berühmt dafür, seine Stunts selbst auszuführen) und „computerized“ nie merkt. Eine Auto / Motorradjagd durch Paris hat es absolut in sich, aber der diesmalige Höhepunkt (der wieder alles Vorangegangene der vorigen Filme übertreffen soll… so der Anspruch) ist ein „Hubschrauber-Duell“ irgendwo in der Bergwelt von Kashmir. Da bleibt einem wirklich die Luft weg angesichts des Einfallsreichtums, mit dem dergleichen „choreographiert“ ist. Übrigens – dass Tom in senkrecht in abfallenden Felsmauern hängen kann, ohne sein Leben einzubüßen, hat er schon in Film 2 bewiesen, er tut es wieder…

Überhaupt Tom Cruise: Er ist das A & O dieser Filme, der einzig unersetzliche Faktor. Wenn Wikipedia nicht lügt, ist er (* 3. Juli 1962) mittlerweile 56 Jahre alt, und das vermag man kaum zu glauben. Er sieht aus wie irgendein 30jähriger plus, und ist solcherart ein Beispiel dafür, was plastische Chirurgie im besten Fall vermag (für den schlechtesten Fall gibt es tragische Beispiele in Hollywood, vor allem unter den Damen). Dass er kein „Schauspieler“ ist, nie war und nie werden wird (trotz vager Versuche in einigen seiner früheren Filme), stellt hier kein Manko da: Man reagiert als Zuschauer auf Cruise als Ethan Hunt wie ein Pawlow’scher Hund: Den möchte ich sehen…!

Renate Wagner

 

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