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MILLSTATT/ Festwochen/ „Konzert im Stift“: ZURAB ZURABISHVILI (Tenor)/ ALESSANDRO MISCIASI (Klavier)

05.10.2020 | Konzert/Liederabende

Musikwochen Millstatt –  Konzert im Stift – 4.10.2020, 17,00 h
Zurab Zurabishvili, Tenor / Alessandro Misciasci, Klavier


Der Tenor Zurab Zurabishvili und der Pianist Alessandro Misciasci (c: Pfabigan)

Musikwochen Millstatt –  Konzert in der Stifskirche – 4.9., 17,00 h
Zurab Zurabishvili, Tenor / Alessandro Misciasci, Klavier
Die schönsten Liebesarien und Neapolitanische Lieder

Wäre ich nicht immer schon ein Tenorfan gewesen – an diesem Nachmittag wäre ich es geworden!
Natürlich habe ich den Georgier Zurabishvili in unterschiedlichsten Rollen, vom Parsifal über Otello bis zum Offenbachschen Hoffmann, bereits auf verschiedenen Bühnen gehört, aber nach diesen Ruhemonaten nun in einem der wohl sängerfreundlichsten Kirchenräume, der Millstätter Stiftskirche, erhob sich seine ebenso wunderbar kraftvolle wie betörend leuchtende Tenorstimme gleichsam direkt zum Himmel empor. Das Schöne dabei ist, dass das feste baritonale Fundament dieser Stimme seinen Gesang männlicher macht als den so mancher rein lyrischer Kollegen, und er dadurch sowohl heldischen als auch leidenschaftlichen Opernfiguren mehr Glaubwürdigkeit verleiht. Mit Liedern und Arien von Tosti, Meyerbeer, Puccini, Zandonai, Wagner, Tschaikowski und Di Capua (plus einer georgischen Draufgabe) hörten wir ihn in 5 Sprachen, mit denen allen er gleichermaßen begeistern konnte. Mag der aus dem sizilianischen Catania gebürtige Pianist Alessandro Misciasci, dessen Soli von gleicher Schönheit und Eindringlichkeit waren, dazu sein Teil beigetragen haben – jede der 13 Musiknummern sprach einen quasi persönlich an, sodass das Publikum, das – mit den nötigen Freiräumen –  die prachtvolle Kirche füllte, mit spontanem Beifall nie sparte. offmann  wie loeuctende  wie eleuchtende! . . ieserieser

Zu Beginn Francesco Paolo Tostis „Preghiera“, passend zum sakralen Rahmen – hier wie in den folgenden italienischen Gesängen unterließ Zurabishvili zwar die landesüblichen Schluchzer, fesselte aber mit seinem dennoch hochemotionalen Gesang. Was für ein  ergreifendes finales „Signor, pieta!“ – der Angesprochene muss es gehört haben! – Im folgenden Meyerbeer’schen „O Paradiso“ aus „L’Africaine“, mit warmem, vollem Ton gesungen, ließ uns das imaginierte Paradies erschauen, dem der Sänger sein „Salu!“ widmete.  Puccinis „Ella mi creda libero e lontano“, die schönste melodische Eingebung des Komponisten in seiner „Fanciulla del West“ vor der geplanten Hinrichtung des Tenors, sang Zurabishvili mit jener ekstatischen Intensität, die ihn vom bevorstehenden Tod ablenken sollte. „Minnie, mia sola amore“ würde ihm helfen, wollte er sich einreden. Es klang so glaubwürdig, wie es in der Oper dann tatsächlich geschieht.

Zwischen den Tenorarien, bei denen er an Ausdruckskraft mühelos das Orchester ersetzte, spielte  Misciasci  Schuberts „Impomptu“ Op.90 Nr.1.  Was mich dabei so faszinierte: Sein Spiel klang, als hätte er uns etwas zu erzählen, nachdenklich machend, liebevoll „sprechend“,  Melodisches mit der rechten Hand, begleitet von innerer Erregung im bewegten Spiel mit der linken…Und dabei alles mit betörendem Wohlklang. –  „5 Preludes“ von Skrjabin und Ravels „Pavane  pour une enfant défunte“ brachten etwas Beruhigung zwischen den hochemotionalen weiteren Gesangsnummern.

„E lucevan le stelle“ beinhaltete Cavaradossis verzweifelten Versuch, sich vor der bevorstehenden Erschießung  einen erfüllten Liebestraum zu suggerieren. Er tat es ohne Übertreibung, einfach mit sich selbst erschaffenen, glaubwürdigen Gefühlen, die wir aus seiner  Stimme heraushörten. Dass die dazugehörigen Höhenaufschwünge stets ein besonderes Hörerlebnis waren, muss eigens betont werden.  – Als Riccardo Zandonais Romeo, der seine „Anima mia, Giulietta morta“ mit edlem Gesang beweint, erweckte der Sänger unsere Neugierde, dieses Werk kennen zu lernen, – in  Francesco Paolo Tostis „L’ultima cancone“ war Zurabishvili wieder Italiener pur und man hatte schon von Anfang an den Verdacht, dass der Pianist des Abends von Beruf Sängerbegeiter und Korrepetitor sei. In der Tat ist er es an der Salzburger Universität Mozarteum, wo  ja auch unser Tenor studiert (und eine Salzburgerin geheiratet hat).

Besonders erwähnt muss noch der Leiter der „Musikwochen Millstatt“, Prof. Bernhard Zlanabitnig werden, der in seiner Begrüßungsrede nicht nur die „Merkerin“ namentlich erwähnte,  die eigens aus Wien angereist war, sowie einen weiteren Rezensenten, sondern auch am Ende der Veranstaltung allen MitarbeiterInnen ein Blumenbukett überreichen ließ.   Da ist offenbar viel Idealismus am Werk, der hoffentlich auch weiterhin  große Erfolge garantiert.

Was Zurab Zurabishvili betrifft:
Liebe Operndirektoren, greift zu! Der kann doch wirklich alles erstrangig singen und ebenso seine Rollen gestalten!

Sieglinde Pfabigan

 

 

 

 

 

 

 

 

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