Foto: Erwin Messer
TRISTAN UND ISOLDE
Weinviertler Festspiele in Mikulov
19./20. August 2020
Für alle war es die erste große Wagner-Oper nach dem Lock down ,auf einer richtigen Bühne, auch wenn sie aus Beton war, mit Bühnenbildern, auch wenn sie aus dem Computer kamen, und mit einem kompletten Ensemble , auch wenn nur ein Wagner-Star darunter war . Dazu ein beherzt aufspielendes Orchester, auch wenn es bis jetzt wenig Wagner- Erfahrung hatte.
Für manche war es das erste Werk das Meisters, das sie bis jetzt gesehen hatten, und für die vielen Wagner-Freunde aus Wien und Umgebung, die den Weg -80 km auf gut ausgebauter Straße in den hübschen Grenzort nicht auf sich genommen haben, wäre es ein stimmungsvoller Abend ohne Angst vor dem Virus gewesen.
Die letzten grauen Wolken hatten sich verzogen und unter einem blauen Himmel noch ohne Sterne ertönte der berühmte Akkord .
Wagner-Opern und Open air im Sommer haben ein bis jetzt nicht bekanntes Problem : Wenn sie wie üblich um 16h oder um 17h beginnen, ist es zu hell für die nächtliche Stimmung , die bunten Bilder und die strahlenden Lichter. Und wenn sie später anfangen, wird es sehr sehr spät für das Publikum.
Foto: Erwin Messer
Aber alle harrten konzentriert aus und spendeten zufrieden Beifall. Diejenigen, die noch im Februar in die gleiche Richtung unterwegs gewesen waren, nämlich nach Dresden zu Christian Thielemann, sagten schnell „Sei still“ zu ihrer inneren Stimme, wenn sie mit kritischen Sätzen beginnen wollte. Die anderen riefen laut Bravo, als das Ensemble mit Blumen für die Damen und Wein für die Herren verabschiedet wurde. René Pape als bejubelter König Marke reichte seine Bouteille gleich an einen Herrn im Orchster vor ihm weiter. Alle überwiegend junge Musiker und Musikerinnen vom Ambassade- Ensemble unter der Leitung von Matthias Fletzberger hätten sich gleich ganze Fässer davon verdient. Hatten sie doch am Samstag die selbst für geübte Zuschauer überlange Premiere in der Weinviertler Regennacht durchstehen müssen . Das Orchester findet sich nur projektbezogen zusammen – und das Projekt Wagner-Wagnis an der Grenze hat für diesen Sommer ein erfolgreiches Finale geboten.
Ulrike Messer – Krol