Michael Heltau:
AUF D’NACHT, HERR DIREKTOR!
Momente aus dem Milieu
gesammelt von Michael Heltau, Gabriela Brandenstein, Claudia Kaufmann-Freßner und Peter Michael Braunwarth
260 Seiten, Styria Premium Verlag, 2012
Vor nicht allzu langer Zeit gab es die Mischung aus Biographie und Autobiographie, gewissenhaft aufgezeichnet von einer Journalistin. Aber das war eindeutig nicht genug, sonst würde man nun nicht etwas in Händen halten, das wohl „das wahre Buch von und über Michael Heltau“ ist. Ein Bildband, wie er schöner nicht sein könnte (vor allem fotografiert von Gabriela Brandenstein, dazu gewissermaßen „historische“ Fotos aus einer doch sehr langen Karriere). Und ein „impressionistischer“ Textband, der weniger auf biographische Chronologie als auf das Feeling dessen abzielt, was diesen Michael Heltau ausmacht.
Natürlich kommt auch der Schauspieler in einem Buch vor, das von seinem „Milieu“ erzählt, denn dieses ist schließlich breit gespannt von Brecht bis Jacques Brel. Aber im Grunde ist Heltau, seit er sich von dem Theater (bzw. den Exzessen des Regietheaters) zurückgezogen hat, in erster Linie der „Entertainer“, der sich in seinen eigenen Welten bewegt. Was schon den kleinen Jungen faszinierte, die kleine Theaterwelt des „bunten Abends“, wurde zu einem Bestandteil seiner Existenz, seit er 1975 eher zufällig (auf Anregung des damaligen ORF-Generals Gerd Bacher) auch zu singen begann… Seither gab (und gibt) es zahllose Heltau-Abende, in denen vom Chanson bis zum Wienerlied musikalische Welten ausgeschritten werden. „Ich sehe mich als Gaukler“, sagt er heute.
Die Bilder des singenden Heltau, vom jungen Mann bis heute, durchziehen das Buch. Dazu viele Texte, grundsätzliche Erläuterungen von ihm selbst zu vielen Themen. Erinnerungen an einzelne Produktionen (Wie sein Französisch sei, fragte Giorgio Strehler. „Gar net“, sagte Heltau. „Dann lern’s. ich will dich als Mackie Messer in Paris.“). Und ein paar signifikante „Heltau“-Liedtexte: Man solle „nicht etwas Dummes spielen, wenn es so viel Gescheites gibt“, meint er – und tut es.
Und reichlich haben die Herausgeber, Burg-Dramaturgin Claudia Kaufmann-Freßner und Heltaus treuer Mitarbeiter Peter Michael Braunwarth, auch zahlreiche Dokumente (wunderbare Briefe an ihn), Fotos von Zeitgenossen oder Kritiken eingefügt.
Das Buch wird auch von Zitaten Prominenter durchwirkt, die vermutlich, nein, offensichtlich auch die Meinungen von Heltau aussprechen. Nicht von ungefähr steht Max Reinhardt an der Spitze (mit dessen Witwe Helene Thimig Heltau eng befreundet war): Wenn dieser sagte „Eigentlich mache ich doch nur, was mir gefällt, und ich lasse die anderen daran teilhaben!“, dann ist das Heltau pur.
Es ist ein schönes Buch. Es ist ein besonderes Buch. Es ist Heltau, wie er leibt und lebt. Arthur Schnitzler schrieb einmal: „Dass sie es nicht begreifen – ob Faust oder Weißes Rössl – ohne Glanz geht’s nicht.“ Hier ist der Glanz.
Renate Wagner