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MENDELSSOHN: SYMPHONIE NR. 2 „LOBGESANG“ – LSO LIVE SA-CD, Pure Audio Blu-Ray

06.10.2017 | CD/DVD/BUCH/Apps

MENDELSSOHN: SYMPHONIE NR. 2 „LOBGESANG“ – LSO LIVE SA-CD, Pure Audio Blu-Ray

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Sir John Eliot Gardiner schließt seinen Mendelssohn-Zyklus mit dem London Symphony Orchestra ab. Mit den Symphonien Nummer eins und drei bis fünf konnte Gardiner bei Kritik wie Publikum gleichermaßen reüssieren. Besonders gelobt wurde jeweils auch die Klangqualität dieser Live-Mitschnitte. Am 16. und 17. Oktober 2016 führte Gardiner mit dem LSO und seinem Monteverdi Choir die hybride zweite Symphonie mit Kirchen-Kantatencharakter im Barbican auf. Als Gesangssolisten waren Lucy Crowe (Sopran), Jurgita Adamonyté (Mezzo) und Michael Spyres (Tenor) aufgeboten.

Der „Lobgesang“ Mendelssohns besteht aus drei instrumentalen Teilen und einem dominierenden vierten Gesangssatz, der wiederum in neun aus Arien, Duetten, Rezitativen und Chören bestehende Abschnitte gegliedert ist. Das Werk wurde für die Feierlichkeiten zum 400-jährigen Jubiläum der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg in Leipzig, konkret der Enthüllung einer Statue auf dem Marktplatz, geschrieben. Der Text besteht aus eine Mischung aus Kirchenliedern und Bibelzitaten. Der Lobgesang ist sicherlich nicht die protestantische Antwort auf Beethovens Neunte, er ist eine einzige himmelstürmende Danksagung mit symphonischer Einleitung geworden. Gardiners wie stets britisch und somit distanzierte Lesart ist jedem religiösem Muskelspiel und bigotter Scheinheiligkeit abhold. Eine klare Rhetorik in Orchester und Chor stehen bei Gardiner vor romantischer Emphase. Schlank, streng metrisch und flott im Grundduktus, weicht das „Adagio religioso dem Chor „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“. Der Monteverdi Choir zeigt stimmlichen Sixpack, kein Deka Fett mischt sich in den sehnig und wortdeutlich artikulierten Gesang. Pure Freude verströmt besonders der Männerchor.

Die Besetzung der Frauenstimmen ist nicht ideal, bewegt sich aber dennoch auf gutem Niveau. Der eher nüchtern, eigentümlich timbrierten Lucy Crowe fehlt der Jubelton im „Die Nacht ist vergangen“. Insgesamt gibt es aber in der Mittellage viel an lyrischer Poesie zu genießen. An große Vorgängerinnen wie Margaret Price (Chailly) oder Soile Isokoski (Christoph Spering) reicht sie (noch) nicht heran. Dem litauischen Mezzo Jurgita Adamonyté fehlt für mich das Unverwechselbare, das Gran an Timbre und Eigenart, um im Gedächtnis haften zu bleiben. Bleibt der großartige und markante Michael Spyres als Tenorsolist, dem es diesmal überlassen bleibt, die vokalen Kastanien aus dem Feuer zu holen. Seine Arie „Stricke des Todes hatten uns umfangen“ mit der abschließenden bohrenden Frage „Hüter ist die Nacht bald hin?“ ist der emotionale Höhepunkt der Aufführung und geht unter garantiert die Haut. 

Fazit: Ein würdiger und qualitätsvoller Abschluss von Gardiners Mendelssohn-Zyklus  mit dem London Symphony Orchestra.

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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