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MENAHEM PRESSLER spielt MOZART – Neuerscheinungen

13.12.2017 | cd

MENAHEM PRESSLER spielt MOZART – Neuerscheinungen

„Bei Mozart habe ich das Gefühl, es ist ein Lichteinfall von einem anderen Ort.“  Menahem Pressler

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  1. Klavierkonzerte Nr. 23 und 27, Magdeburgische Philharmonie, Kimbo Ishii – CAvi music CD
  2. Klaviersonaten Nr. 13, KV 333, Nr. 14, KV 457 und Fantasie in c-Moll, KV 475 – la dolce volta CD

 

Eine Legende? Ja, aber was noch viel wichtiger ist, Menahem Pressler ist neugieriger und aktiver denn je zuvor. Ihm zuzuhören, enthüllt die Quintessenz der Musik und den Kern des Menschen als zivilisatorisches Wesen. Abseits jeder Eitelkeit, jedes Gefallen Wollens, jedes theatralischen Beiwerks, atmet Presslers Mozart-Spiel eine Unschuld, etwas Unverbrauchtes. Hinzu kommt eine unglaubliche Leichtigkeit sowie ein sublimes Feintuning im Anschlag. Der Hörer könnte glauben, dem Akt des Komponierens selbst beiwohnen zu dürfen, so unmittelbar, natürlich und einfach strömt der musikalische Fluss, ist Übermut ganz einfach Übermut und nachdenkliche Melancholie von zarter Schönheit umflort. „Wenn ich gut in Form bin und ein Konzert gebe, dann sehe und fühle ich, was ich nie zuvor gesehen oder gefühlt habe“, hat Pressler einmal in einem Interview geäußert. Genau, das ist es, was seine Interpretationen so unvergleichlich frisch und jedes Mal wie neu macht.

53 Jahre lang war der aus Magdeburg gebürtige Pianist Menahem Pressler Teil des Beaux Arts Trios, immerhin des bedeutendsten Klaviertrios des 20. Jahrhunderts. Seit dessen Auflösung tritt er wieder solo auf – und das mit inzwischen fast 94 Jahren. Damit ist er der älteste konzertierende Pianist der Welt, wie einst Mieczysław Horszowski, den ich noch mit 100 im Wiener Konzerthaus erleben durfte.  Als wahrhaft spektakuläres Debüt gastierte Menahem Pressler im Januar 2014 mit 90 Jahren erstmals bei den Berliner Philharmonikern.  Im selben Jahr spielte er auch im Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker, das weltweit im TV übertragen wurde.

„Ich bin gestern Nacht um halb zwei ins Bett gegangen, heute Morgen um 8 Uhr 30 habe ich geübt“, verrät Pressler  sein Geheimnis der musikalischen Fitness. Vielleicht hat er auch das viele Schwere seiner Biographie samt Verfolgung und Emigration ganz einfach in leuchtende Weisheit verwandeln können, dieser Zauberer des Lebens und großer stiller Magier der Kunst.

Wer mehr über Pressler erfahren will, sollte sich das Filmporträt „Das Leben, das ich liebe“ ansehen.  Es handelt sich um eines der berührendsten Künstlerporträts auf Celluloid. Man wird einen Menschen entdecken, der ganz in der Gegenwart zu Hause ist, nach vorne und nicht nach zurück schaut und nicht zuletzt dessen Mimik sowie das was nicht formuliert ist, mehr aussagen als tausend Worte.

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Die beiden neuen CDs sind große Würfe. Die Klavierkonzerte hat Pressler mit dem philharmonischen Orchester seiner Heimatstadt Magdeburg l2016 live im Thetaer Magdeburg eingespielt. Dirigent Kimbo Ishii sorgt für einen luxuriösen Klangteppich, begleitet sensibel und achtet besonders bei manch getragenem Tempo auf äußerste Konkordanz mit seinem Starpianisten. Bei den Sonaten (das Album ist Teil eines Gesamtaufnahme-Projekts) fällt die formale Akkuratesse der Wiedergabe auf. Jede Verzierung wird nicht exekutiert, sondern liebevoll modelliert. Auch hier sind überwiegend breite Tempi das dynamische Grundmaß für eine großartig inspirierte Detailarbeit und exquisite Phrasierung. Pressler hat offenkundig das Mozart-Gen und der Zuhörer schwelgt im siebenten Mozart-Himmel.  Musik für die einsame Insel!

Sein Terminkalender ist auch 2018 voll, Menahem Pressler wird u.a. in Amsterdam und Philadelphia, aber auch am 5. April wieder im Kammermusiksaal in der Berliner Philharmonie gastieren.

 

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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