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MELODIYA: David Oistrakh und Siavoslav Richter spielen Schubert und Brahms

11.04.2015 | cd

MELODIYA: David Oistrakh und Siavoslav Richter spielen Schubert und Brahms

Kostbares auf Vinyl zum 50-jährigen Jubiläum des russischen Labels, Limited Edition David Oistrakh Vol. 2

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Schon das Cover besticht durch hochwertigem grauen Karton mit roter Lackschrift, Silberprägung und Magnetverschluss. Solchermaßen springt auch Melodiya mit Glanz und Gloria auf den fahrenden Lifestyle-Zug „Vinyl“ auf. In einer durchnummerierten limitierten Edition enthält das Volume 2 zwei der dem mythischen Geiger David Oistrakh gewidmete Aufnahmen aus der Großen Halle des Moskauer Konservatoriums aus dem Jahr 1968 auf edlem 180 g Vinyl. Begleitet wird Oistrakh sowohl in der Violinsonate D. 574 in a-dur von Franz Schubert als auch der Sonate Nr. 3 in d-moll Op. 108 von Johannes Brahms von keinem Geringeren als Sviatoslav Richter. Die Klangqualität ist überwältigend und zeugt vom hohen musikalischen Verständnis der damaligen russischen Tonmeister (I. Veprintsev), die live Mitschnitte besser und unmittelbarer einzufangen wussten als heute die großen Labels in der Regel im Studio zu produzieren imstande sind. Die neue in Deutschland gepresste Melodiya-LP klingt so, als ob Oistrakh und Richter im eigenen Wohnzimmer selbst spielen würden.

Das Duo Oistrakh-Richter führt uns eine interpretatorische künstlerische Osmose vor Ohren, wo nicht nur kein Blatt zwischen die Duopartner passt, sondern deren Früchte in scheinbar vollkommener Natürlichkeit und Harmonie Wiedergaben voller Leidenschaft und Unbedingtheit waren. Wir erleben Ko-Kreationen zweier großer Individualisten, die nicht nur dem damaligen Publikum in Moskau begeistertes Bravo abrangen. Was für Sänger auf ihren Instrumenten die beiden doch sind. Klangpoeten, die zusammen musikalische Gedichte aus voller Brust singen. Ich empfinde es als äußerstes Privileg, dass wir das heute auf „Konserve“ mitvollziehen und nacherleben dürfen. Zumal David Oistrakh in den 60-er Jahren mehr dirigierte und unterrichtete als selber Konzerte gab.

Melodiya veröffentlicht im Rahmen seiner Jubiläums-Editionen auf Vinyl auch Klavier Trios mit Oistrakh, Knushevitsky und Oborin. Das Vol. 1 ist Dvoraks Klaviertrio Nr. 3 Op. 65 gewidmet. Ich möchte nicht außer Acht lassen, dass auch der Preis für diese LPs luxuriös ist, kosten sie doch zwischen 45 und 63 Euro im Handel. Das Positive daran: Die neue Vinyl-Ära scheint der klassischen Musik wieder ihre ursprüngliche Wertigkeit zu geben. Ich denke, man freut sich mehr, einmal im Monat bewusst Geld für eine außerordentliche LP oder (SA-)CD auszugeben, als sich mit billigen 100-er Editionen einzudecken, die man doch nie hört. Vor allem blutjunge HörerInnen sind laut Information des Managers von Melodiya die Käufer solcher teuren LPs. Erstaunlich!

Dr. Ingobert Waltenberger

 

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