Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg • Staatstheater Meiningen im Festsaal auf der Wartburg • Vorstellung: 05.10.2023
(2. Vorstellung • Wiederaufnahme am 02.10.2023 • Premiere am 04.04.2010)
Tannhäuser vor Ort: Ein Erlebnis!
Die halbszenische Aufführung des Tannhäusers im Festsaal auf der Wartburg funktioniert auch nach über 10 Jahren noch tadellos. Durch die Positionierung der Bühne zwischen den Zuschauern und dem Orchester wir ein besonders intensiver Eindruck erreicht.
Foto © Rainer Salzmann
Ansgar Haag (Regie; 2005-2022 Intendant des Meininger Staatstheaters) arbeitet in erster Linie mit dem Text und der Bühnenpräsenz der Solisten. Kerstin Jacobssen hat ihm als Bühnenbild lediglich verschieden hohe, stilistisch an die Umgebung angepasste Podien gebaut: Stephanie Geigers Kostüme geben sich ohne zu outrieren mittelalterlich und fügen sich stimmungsvoll ins Gesamtbild ein (das so nur aus den vorderen Reihen zu erkennen ist).
Ganz wesentlich zum Gelingen des enthusiastisch gefeierten abends trägt die Meininger Hofkapelle unter GMD Killian Farrell bei. Die hervorragende Akustik fördert dem samtig-luziden Klang. Ein besonderes Lob gilt den superben Bläsern. Chor und Extrachor des Staatstheaters Meiningen sind von Roman David Rothenaicher perfekt vorbereitet worden: Ob im Saal, vor dem Saal oder auf der Empore, der satte Klang ist jederzeit perfekt austariert.
Selcuk Hakan Tıraşoğlu gibt mit seinem sonorem Bas einen überzeugenden Landgrafen von natürlicher Autorität. Corby Welch ist ein Tannhäuser mit ungewohnt hoch timbrierten Heldentenor. Er hat bis zum Schluss mehr als genug Kraft zu gestalten und zeichnet sich durch eine vorbildliche Textverständlichkeit aus. Shin Taniguchi ist ein vordergründig kumpelhafter Wolfram von Eschenbach, dem es rasch gelingt Tannhäuser zur Rückkehr an den Hof und Teilnahme am Sängerwettstreit auf der Wartburg zu überzeugen. Rafael Helbig Kostka als Walther von der Vogelweide, Tomasz Wija als Biterolf, Tobias Glagau als Heinrich der Schreiber und Mikko Järviluoto als Reinmar von Zweter. Lena Kutzner ist eine Elisabeth mit dramatischem in den Höhen zur Schärfe neigenden Sopran und entsprechender Tendenz zur Textunverständlichkeit. Deniz Yetim gibt ihrem verführerisch dunkel timbrierten Sopran eine zurückhaltende, fast diskrete Venus. Vom Stimmtyp her, hätte sich eine umgekehrte Besetzung angeboten (Kutzner als Venus, Yetim als Ellisabeth). Julie Mooser, Christiane Schröter, Elisabetha Kapanadze (zusätzlich Ein junger Hirte), Sophia Oertel ergänzen als vier Edelknaben das heftig gefeierte Ensemble.
Tannhäuser vor Ort: Ein Erlebnis!
Weitere Aufführungen:
So. 12.05.2024, 18:30; Sa. 18.05.2024, 18:30; Fr. 21.06.2024, 18:30; Fr. 28.06.2024, 18:30.
14.10.2023, Jan Krobot/Zürich