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MEININGEN: DAS SCHLOSS DÜRANDE von Othmar Schoeck

18.05.2019 | Oper


Foto:Theater Meiningen

Meiningen:  Das Schloß Dürande/ Othmar Schoeck  17.5. 2019

Das Theater Meiningen spielt eine völlig unbekannte Oper ‚Das Schloß Dürande‘ von Othmar Schoeck nach der Novelle von Joseph v.Eichendorff. Der Schweizer Komponist hatte seine Hauptschaffensphase in der Zeit des Nationalsozialismus. Aber während die auch heute noch gespielten Opern Penthesilea und Dantons Tod wohl noch vor 1938 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt werden konnten, zeigte sich, daß der Komponist für sein ‚Schloß Dürande‘ der  Versuchung nicht widerstand, sie an einem der größten und vermeintlich besten Häuser, nämlich der Berliner Staatsoper, 1943 herauszubringen. Eine Alternative wäre auch Zürich gewesen. Zudem wurde das Libretto von einem Nationalsozialisten, Hermann Burte, verfaßt. Das Meininger Staatstheater entschied sich nun, die Oper in einer szenischen Neufassung am 8./10. März 2019 neu uraufzuführen, und zwar mit dem Libretto von Francesco Micieli unter freier Verwendung von Texten Eichendorffs auf Basis des Originallibrettos. Dessen musikalische Adaption besorgte Mario Venzago. Der Grund dieser Neuadaption liegt in der von dem Team Micieli, Venzago und GMD Philippe Bach erkannten Qualität der Schoeck’schen Musik, die vom Rezensenten nur bestätigt werden kann.  Vielleicht greifen auch andere Opernhäuser zu.

Philippe Bach arbeitet die 4 Akte mit großer Qualität seitens des legendären Meininger Orchesters heraus, und es ergibt sich eine Mischung aus Musikdrama und klassisch-romantischer Oper, wie ja Schoeck, was die formale und tonale Konzeption seiner Opern betrifft, eher rückwärts gewandt erscheint, das aber auf eine sehr eigenständig geniale und instrumentatorisch interessante Weise. 

Die Regie von Ansgar Haag setzt von Beginn an auf den  Konflikt einer  Revolution des „Nährstands“, der aber von Einzelpersonen fehlgeleitet wird, wie hier von dem Bruder Gabrieles, Renald, der sich als Tugendwächter und als angeblicher Rächer am Adel aufspielt, und einer in Selbstgefälligkeit und Genußsucht dahin dämmernden Adelsschicht. Dabei läßt Haag eine große Theaterpranke erkennen, wenn er in Paris und später auf Dürande die Aufständischen in ihren Versammlungen und in den Kneipen und final bei der Kaperung des Schlosses schildert. Dazu haben ihm Bernd Dieter Müller und Annette Zepperitz (auch Kostüme) einen Einheitsraum, ein hohes, eher modern anmutendes Gebäude mit eisenbeschlagenen Luken und teils zur Decke hin offen, errichtet, das in verschiedenartigen Beleuchtungen immer wieder anders und neu gesehen werden kann, und in das ein gotisches Kloster einfach hinein projiziert wird. Die vielfältig fantastischen Kostüme sind aus der historischen Begebenheit des Stückes inspiriert.

Die vielfältig aufgebotenen Herren- und Damenchöre (Nonnen) sind musikalisch kunstvoll in das Drama verknüpft und von André Weiss exzellent einstudiert. Ein Kommissar, der am Schluß, wenn das Schloß mit großem Knall in die Luft geflogen ist, hat dann nicht mehr viel zu ermitteln: Youngkyu Suh. Einen Advokaten, bei dem sich Renald in Paris vergeblich Hilfe holen will, der dann aber schnell die Seiten zu den Revolutionären wechselt, singt mit salbungsvoll fast schmieriger Stimme Robert Bartneck. Den Wirt Boffon singt mit dezidiertem Tenor Daniel Pannermayr. Ein Volksredner mit tatsächlich heiter positiver Ausstrahlung gibt Remy Burnens. Den Wildhüter beim Grafen Dürande singt und mimt Mikko Järviluoto. Den Kammerdiener singt mit flüssigem dabei prononciertem Baß(bariton) Roland Hartmann. Den alten Grafen stellt Matthias Glätzel dar und verausgabt sich auch stimmlich mit durchschlagendem Powertenor bis zum letalen Zusammenbruch. Eine ausgesprochen stimmschöne lebhafte Priorin stellt Anna Maria Dur. Die Gräfin Morvaille, die sich über den gesellschaftlichen Untergang des Adels keine Illusionen macht, singt mit larmoyantem Mezzosopran Sonja Freitag

Mit fast fahlem dämonischen dabei konsistenten (Baß)bariton lebt Shin Taniguchi den Renald, Jäger des Grafen, aus. Sein Gegenspieler Armand, der junge Graf, wird von Odrej Saling mit ruhiger Mittellage, von der er sich in höchste brillant geführte Tenorhöhen schrauben kann, dargestellt. Seine Geliebte Gabriele  verkörpert  Sophie Gordeladze in hoher Gestalt. Ihren süßstimmigen poetischen Gesang kann sie ebenfalls nach oben zu blühend schönem Fluten, wie Eichendorff sagen würde, verdichten. Ein hohes Paar mit ganz starkem Abgang.   

 Friedeon Rosén

 

 

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