Leonor Bonilla, Raffaella Lupinacci, (c) festival della valle d’itria
Martina Franca Festival: Giulietta e Romeo von Nicola Vaccai 31.7.2018
Diese um 1825 entstandene Oper von Nicola Vaccai ist auf das Libretto des berühmten Felice Romani, der auch für Bellini Libretti verfaßte, komponiert. Vaccai ist heute nur einem Insiderkreis für seine Gesangsschule bekannt, die für viele SängerInnen noch eine gute Grundlage zur stimmlichen Ausbildung darstellt. Mit Giulietta e Romeo gelang ihm eine ‚Tragedia per musica‘ ganz nach dem zeitgenössischen romantischen Geschmack. Besonders in einigen Arien von Rome, wie bei Bellini in I Capuleti e i Montecchi eine (Mezzo)hosenrolle, werden ganz frühromantisch Trompeten oder Hörner als Begleitungen eingesetzt, worauf die hier traditionelle Regie von Cecilia Ligorio mit Oasen für das Liebespaar reagiert, die aus der sich sich notwendiger Weise abwickelnde Handlung Ruhepunkte setzen, und wo die Liebenden zwischen Binsen und Palmen träumen können. Vaccai komponiert zwei Akte, um die Handlung schneller dramatisch zuzuspitzen.
Der Vater von Giulietta will die Verbindung seiner Tochter mit Romeo mit allen Mitteln verhindern und hat einen andern Schwiegersohn aus eigenem Stamm in petto, Tebaldo, der ihm auch immer brav auf den Fuß folgt. Das Bühnenbild hinter dem Orchester zeigt den Hof der Cappeletti , in den später die große Bahre mit der scheintoten Giulietta hereingefahren wird. Zu Beginn treiben sich hier auch die Anhänger der Cappeletti herum mit dem Chor Municipale di Piacenza, der zT. in Tiermasken klangstark auftritt. Links an der Mauer befindet sich ein Treppenaufgang zu Giuliettas Gemach, dessen große Tür zufällt und es wie ein Sarkophag mit Kreuz verschließt.(Bb.: Alessia Colosso) Die wallenden auch romantisch inspirierten mittelalterlichen Kostüme sind von Giuseppe Palella.
Sesto Quatrini leitet ein schön und inspiriert aufspielendes Orchestra Accademia Teatro alla Scala und legt Wert auf differenzierte Ausgestaltung.
Christian Senn gibt den Lorenzo hier nicht als Padre sondern als Medico mit voluminös wohlklingendem Baß. Mit nicht großem Baß singt Vaika Stajkic den Lorenzo wohlphrasiert. Die Giulietta umsorgende Mutter und ihren Mann schwach kontrastierende Adele ist Paoletta Marrocu mit voluminösem Sopran, immer schwarzgewandet. Ihr Ehegesponst Capellio gibt Leonardo Cortellazzi mit wunderbar disponiertem mit in den Arien und Duetten unfehlbar in den Höhen klingendem Tenor (Vaccai konnte für alle Stimmen schreiben.) Der Romeo ist Raffaella Lupinacci mit feinfühligem klangreichem Mezzo,den sie besonders in den Arien apart und ansprechend einsetzt. Ihre Giulietta singt mit ganz feinem aber wohltimbriert aufblühenden, in der Höhe oft crescendiertem Sopran Leonor Bonilla.
Friedeon Rosèn