Carmela Remigio (mittig), 3 Nymphen, (c) Clarissa Lapolla
Opernpremiere des Festivals della valle d’Itria in Martina Franca (Apulien): ARIADNE AUF NAXOS/ Arianna a Nasso am 21.7.2020
Am 21.7. eröffnete der Palazzo Ducale seine Tore, konnte aber mit Arianna a Nasso/ Ariadne auf Naxos (Hofmannsthal/Strauss) in einer neuen italienischen Fassung von Quirino Principe und Valeria Zaurino nicht sehr überzeugen. In der einaktigen Version von 1912 entfällt also das ganze Vorspiel, bringt dagegen eine kurze pantomimische Rahmenhandlung nach Moliere mit einem Zuschauerpaar und einem katzbuckelnden ‚Zeremonienmeister‘.
Die öde Insel für Ariadne wird als Gitterkäfig gezeigt, in dem ein (künftiges) Brautbett, dahinter ein kleiner Hochaltar plaziert sind (Bühnenelemente von Gianni Carluccio). Das Orchestra Petruzzelli di Bari ist davor auf gleicher Ebene mit dem Zuschauerparkett mit den gehörigen Abständen positioniert. Fabio Luisi dirigiert die hier oft spröde, etwas rational wirkende und über weite Strecken im Konversationston gehaltene Komposition von 1912 eher uninspiriert. Walter Pagliaro entwirft die locker und meist im Dunkeln gehaltene Regie, Giuseppe Palella steuert große barocke Kostümroben für alle Beteiligten bei. Sara Putigniano als Dorimene, Marco Fragnelli als Dorante und Marco Bellocchio als Monsieur Jourdain sind die 3 Schauspieler. Vittorio Prato, Vassily Solodkyy und Manuel Amati stellen sehr inspiriert den männlichen Teil der lustigen Truppe Zerbinettas, die die traurige Arianna aufheitern möchte. Auch die weißgewandeten Nymphen Barbara Massaro/Najade, Ana Victoria Pitts/Driade und Mariam Battistelli/Eco schaffen es nicht trotz einschmeichelnden Gesangs, auch im brillanten Terzett. Zerbinetta Jessica Pratt erreicht in ihrer großen Kadenz nie das Maßstäbe setzende Niveau einer Edita Gruberova, oder derzeit von Diana Damrau oder Daniela Fally. Trotzdem erhält sie Applaus, was auf die hier stupende Komposition Strauss‘ verweist. Einen ordentlichen Bacco stellt Piero Pretti mit markantem höhensicherem Tenor. Seine Arianna wird in prächtiger Gestalt und ebensolcher Robe die bedeutende italienische Sängerin Carmela Remigio, die für die komplexe Partie ihren angenehm timbrierten Sopran aufbietet.
F.Rosèn