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MARBURG/Drau/Nationaltheater: OTELLO. Taschentuch & Jago im Mittelpunkt- Premiere

09.02.2025 | Oper international

SNG Marburg/ Dr. — Verdi „Otello“ Taschentuch & Jago im Mittelpunkt

Premiere 07.02.2025 & 11.02.2025

Vor fast 30 Jahren fand die letzte Premiere des Meisterwerkes in Marburg statt. An diese positiv erinnernd, wurde die heurige Premiere mit Spannung erwartet.

Regisseur ist  Guy Montavon. Das sehr stimmige und praktikable Bühnen & Kostümbildner verantwortet Wolfgang von Zoubek. Der Schweizer Regisseur beginnt mit viel Symbolik. Gleich zu Beginn der Oper fällt, wie aus dem Himmel, das Taschentuch  auf Desdemona. Noch bevor der gewaltige Sturm losbricht, wird dem Zuschauer die Bedeutung des Tuches vermittelt. Dieser Sturm wird durch Projektionen von schäumenden Riesenwellen sehr beeindruckend visualisiert. Der Schweizer Regisseur erzählt die Geschichte transparent und konventionell. Deutlich stellt er den Intriganten Jago in den Mittelpunkt. Warum im Finale Desdemona in dieser Inszenierung Selbstmord begehen muss und Othello hinter verschlossener Tür zusieht, ist trotz der guten Charakterzeichnung nicht stimmig.

Der italienische Dirigent Roberto Gianola, geboren 1974 in Lecce, gilt als einer der interessantesten Dirigenten seiner Generation, so die SNG Maribor. Er ist Musikdirektor der Istanbuler Oper und des Balletts, wo er das Opern-, Ballett- und symphonische Repertoire leitet. In der Spielzeit 2021/2022 debütierte er an der Oper Ljubljana, wo er unter anderen eine hörenswerte „Troubadour“ Serie verantwortete. Es gelang ihm eine einnehmende, sehr sängerfreundliche Interpretation, aber durchaus mit dramatischen Forte.

Sabine Cvilak ist eine beseelte und mit expressiven Spitzentönen nicht geizende Desdemona. Cvilak bewältigt die von ihr abverlangten unterschiedlichen Herangehensweisen überzeugend. So lyrisch im 1., innigem Pianissimo im 4. Akt so höchst dramatisch im 3. Akt, wenn sie sich in der erschütternden Auseinandersetzung mit Otello wehrt und leidenschaftlich, wen auch vergeblich ihre Unschuld beteuert. Sung Kyu Park vermag als Otello glaubhaft darzustellen, warum der Held zum Spielball des Intriganten wird.  Die geforderten Spitzentöne erklingen ungetrübt kraftvoll. Es gelingt ihm, in den wenigen Augenblicken der Zärtlichkeit mit Desdemona, auch die gewünschten lyrischen Töne eines Liebhabers zu entlocken.  Warum Verdi überlegte, diese Oper Jago zu nennen macht nicht nur das Regie Konzept deutlich. Mit Luka Brajnik verfügt die Oper Marburg über einen ausdrucksstarken Bariton. Energisch im Trinklied, eine schockierende Inkarnation des Bösen in der gesamten Inszenierung, manifestiert in seinem kraftvoll gesungenen „Credo“.

Bože Jurić Pešić macht als Cassio auf sich aufmerksam. Mehr als rollendeckend das weitere Ensemble Irena Petkova (Emilia), Ziga Lackner (Roderigo), Luka Ortar (Ludoviko) und Sebastijan Celofiga (Montano). Nicht zu vergessen, der bewährte Chor des Hauses, der, schon in den ersten Minuten, im aufbrausenden Sturm und von den Wogen gepeitscht, die Mächte angsterfüllt beschwört und wie das Orchester eine tadellose Leistung abliefert. Dementsprechend extra Applaus, Jubel und Ovationen des zufriedenen Publikums, eine rundum gelungene Premiere.

Rudolf Smolej

 

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