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MARBURG/ Drau: CARMEN- „Zauberdichtung“. Premiere

19.03.2022 | Oper international

Oper Marburg/ Drau – „Zauberdichtung“ Carmen

Premiere 18.03.2022

Foto: Tiberiu Marta

Das ambitionierte Opernhaus an der Drau, hat sich mit Bizets „Carmen“ ein Werk vorgenommen, dass aufgrund seiner Beliebtheit für ein ausverkauftes Haus sorgt, aber auch zu Vergleichen und schwelgen in Erinnerungen führt.

Die Ouvertüre wurde durch Ballett und einer effektvollen Begegnung Carmens mit dem Tod, der ihr durch den Abend immer wieder erscheinen wird, visualisiert. Hier erwies sich Jon Svinghammar, ein junger schwedischer Dirigent mit starkem Bezug zu Österreich – Schüler von Johannes Wildner – als umsichtiger und auch emotional packender Dirigent. Besonders beeindruckend gestalten sich die Chorszenen und die jeweiligen Vorspiele. Dieser Abend war sicher eine Empfehlung für weitere Engagements.

Die Regie und Bühnenbild liegen in den Händen von Juan G. Nova, der die Handlung weder veränderte noch Handlungen hineininterpretierte. Es lenkt kein Kitsch oder Regiewahn von der Welt der Fabriksarbeiterinnen und Schmuggler am Rande der Gesellschaft und der Spirale der Gewalt, in der sich Don Jose hineinziehen lässt, ab.

Immer wieder gab es in der Premierenvorstellung für das stimmungsvolle Bühnenbild spontanen Applaus des Publikums. In Wien ist mir das zuletzt bei der Rusalka Premiere vor 3 Jahrzenten in Erinnerung.

Das Haus schafft es auch sängerisch mit eigenen Kräften zu reüssieren. Die Carmen von Guadalupe Barrientos, wird zwar als Gast angekündigt, ist jedoch ein immer wieder kehrender Stammgast. Gewohnt technisch sauber mit dramatischem Ausbruch und schauspielerisch effektvoll gestaltet sie den Abend. Besonders intensiv die Schlussszene mit Don Jose. Hierbei vollzieht Martin Susnik ein gelungenes Rollendebüt und erweitert behutsam sein Repertoire. Vom Mozart und Rossini Tenor scheint der Weg hin zu einem klassischen Spinto-Tenor zu gehen.  Er gestaltet kraftvoll und mit sicherer Höhe diesen Abend. Ergänzt wurden beide durch den Escamilo von Luka Ortar, der an diesem Abend und speziell in seiner Auftrittsarie mit Bravour aufhorchen ließ.

Auch die weiteren Sänger konnten in ihren Rollen mehr als Überzeugen, insbesondere Dada Kladenik und Valentina Cuden als Mercedes und Frasquita, sowie Bogdan Stopar/ Dancairo und Dusan Topolovec/ Remendado erhielten vom Publikum Sonderapplaus. Micaela gestaltete Andreja Zakonjsek Krt.

Wie schon erwähnt ist an diesem kleinen Opernhaus gerade der Chor unter der Leitung von Zsuzsa Novakeine Stütze, so verwundert es nicht, dass er an diesem Abend zu Recht mit Sonderapplaus, vor allem für die Leistung im 3. Akt bedacht wurde.

Langanhaltender Applaus nach der Premiere, Bravorufe für die Interpreten der Hauptrollen, Chor und Dirigent, zeigten, dass es ein rundherum gelungener Abend ganz im Sinne der Besucher war und sicherlich eine Reise nach Marburg wert ist.

Rudolf Smolej

 

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