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MANNNHEIM/ Rosengarten: „JONAS KAUFMANN-VALERIA SEPE- DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE- JOCHEN RIEDER“

18.10.2024 | Konzert/Liederabende

Mannheim / Rosengarten: „JONAS KAUFMANN-VALERIA SEPE- DEUTSCHE STAATSPHILHARMONIE- JOCHEN RIEDER“  –  17.10.2024

„VIVA PUCCINI“

Eine der besten Tenorstimmen unserer Zeit gab sich die Ehre und bescherte Pro Arte im „Mozartsaal“ ein ausverkauftes Haus. Pardon ich muss mich korrigieren, nach seinem phänomenalen „Tristan“ im August im Festspielhaus Baden-Baden ist für mich (allen Neidern und Unkenrufen zum Trotz) Jonas Kaufmann der weltbeste Tenor seines Genres. Wie während der letzten Jahre so üblich holen sich Recital-Künstler und  Partner ins Beiboot, so nun auch heute begleitete Kaufmann die italienische Sopranistin Valeria Sepe.

Der Konzertabend mit ausschließlich Werken von Giacomo Puccini wurde mit der „Introduktion zum 1. Akt“ sowie Cavaradossi´s Recondita armonia eröffnet, Jonas Kaufmann der exzellente Techniker bot anschaulich bzw. akustisch eine Lehrstunde genialer Legato-Kunst, von welcher einige seiner prominenten Kollegen noch eine Menge lernen könnten (sofern sie es wollten!). Mario, Mario..Son qui folgte mit seiner „Tosca“ Valeria Sepe. Die junge Italienerin an div. Bühnen ihrer Heimat engagiert verfügte nun nicht über den dramatischen Aplomb oder das große Volumen, beeindruckte jedoch mit herrlich aufstrebenden Tönen sowie weichem schönem Timbre. Ihr Vissi d´arte erblühte in vollendeten Goldtönen konträr zur prächtigen, markanten Entfaltung ihres Tenor-Partners.

Bestens disponiert, in allen Instrumentalgruppen versiert aufspielend präsentierte sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter der sensiblen Stabführung von Jochen Rieder, musizierte eindrucksvoll die Morgenstimmung des „Vorspiels zum 3. Akt“, dem stimmungsvollen Glockengeläut von Roms Kirchen, dem wuchtigen dramatischen Einschlag zum Entree von E lucevan le stelle. Im Angesicht des nahen Todes, sehnsuchtsvoll erinnernd, in völliger Rollen-Identifikation, zu verinnerlichtem Farbenreichtum des herrlichen Materials strömte Kaufmanns wunderschönes nuanciertes Timbre dahin.

Währenddessen bereits ein kleiner Aufruhr im Parkett, ein Lichtstrahl der  geöffneten Saaltüre kündete einen ärztlichen Notfall an, der charmante Sympathie-Träger reagierte sofort und meinte spontan: Wir unterbrechen, machen das Licht an und dann gleich weiter.

Der Arie Si. Mi chiamano Mimi war nun Valeria Sepe voll in ihrem lyrischen Element, golden glänzten die Höhen. Vereint im ersten Liebesrausch sangen beide euphorisch O save fanciulla und beschlossen den ersten Teil.

Interessant war zu beobachten das Publikum reagierte zunächst verhalten, die Mannheimer lieben in der Oper gestählte laute „Solinger“-Stimmen und hier wurde ganz im Sinne des Komponisten Belcanto pur „zelebriert“, weder lautmalerisch geschmettert sondern einfach nur herrlich nuancenreich in Vollendung gesungen. Nach der Pause schien man dies allmählich zu begreifen, der Funke sprang über und nach dem Duett Viene la sera aus „Madama Butterfly“ ertönten lautstarke Ovationen. Traumhaft, engelsgleich, scheu, vokal wunderbar leicht, vortrefflich aufblühend wie eine Kirschblüte schenkte Sepe dieser Figur die warme Tongebung, männlich, herb, in Ungeduld drängend, tenoral glanzvoll vermittelte Kaufmann den Pinkterton.

In wundervollen Couleurs schillernd und gleisend erklang zuvor orchestral das Intermezzo sinfonico aus dem 2. Akt, dasselbe zum 3. Akt aus „Manon Lescaut“ hinreißend farbenreich gespielt kündete das Finale des Konzerts an und zwar mit dem  Duett Tu, tu, amore? Tu? Prächtig fokussiert, vereint im Wohlklang ihres herrlichen Materials, vermittelten die großartigen Solisten erneut ein Exempel nuancierten Belcanto in einer bewegenden unter die Haut gehenden Opernszene.

Das Publikum war außer Rand und Band, nach Überreichung der Blumen bedankten sich die sichtlich erfreuten, euphorisch Gefeierten mit sechs Zugaben!

Jonas Kaufmann präsentierte als Auftakt des Reigens facettenreich den Dickie Johnson aus „La Fanciulla del West“  Ch´ella mi creda libero lontano. Innig mädchenhaft sang Liu ihr schmerzvolles Credo Signore, Ascolta! Tröstend sehr bewegend  folgte Calafs Non Piangere, Liu! Laurettas unvermeidliches O mio babbino caro löste eine Woge der Begeisterung aus, letztlich brachte Kaufmanns glanzvolles Nessun dorma den  Saal zum Siedepunkt. Mit der Canzone Non ti scordar di me (Curtis) verabschiedeten sich das wunderbare Duo endgültig.

Gerhard Hoffmann

 

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