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MANNHEIM/Nationaltheater/Montagehalle: DIE SCHÖNE MAGELONE mit Thomas Jesatko/Ragna Pitoll

22.01.2018 | Konzert/Liederabende

Mannheim: „Die schöne Magelone“ von Brahms mit Thomas Jesatko 20.1.3018

In der Montagehalle des Nationaltheaters wurde  ein Musiksalon mit dem Liedzyklus „Die wundersame Liebesgeschichte der schönen  Magelone von Ludwig Tieck.15 Romanzen von Johannes Brahms“ gegeben. Die Schauspielerin Ragna Pitoll hat die Rezitation aus der Erzählung Tiecks übernommen, so daß der Abend balladenhafte Züge annahm.

Zum Inhalt: Es geht um einen jungen Ritter Graf Peter von Provence, der auf Abenteuerreise geht und sich am Hof von Neapel in die schöne Königstochter Magelone verliebt. Obwohl er alle Ritter in Tournieren besiegt, muss er mit ihr fliehen. In einem unachtsamen Moment werden sie ihrer Ringe von  einem Raben beraubt, der sie im Meer auf einer Klippe ablegt, wo Peter sie  mit Müh‘ und Not wiederfindet. Dann kommt  ein starkes Unwetter auf, und er wird endlich von einem Schiff aufgenommen, das ihn im Orient an einen Sultan verkauft. Dort wird er als Aufseher über dessen Gärten gesetzt. Magelone war natürlich sehr aufgebracht über das Verschwinden Peters, das sie zuerst als Flucht vor ihrer Liebe deutete. Da aber sein Pferd noch da war, wurde ihr klar, daß etwas anderes passiert sein mußte. Sie wandert allein in schlichter Kleidung, bis sie in einer schönen Gegend ein Haus mit einem Schäferpaar findet, wo sie wohnen und arbeiten kann. In Peter verliebte sich inzwischen die Sultanstochter Sulima und will mit ihm fliehen. Er zieht es aber vor, auf einem Boot allein zu fliehen und hat das Glück, einem Schiff zu begegnen, das nach Frankreich fährt. Vorher stranden sie noch einmal, um Süßwasser aufzunehmen, er verliert die Schiffsmannschaft  und wandert weiter, bis er zufällig des Schäferhäuschens ansichtig wird, wo er Magelone wohlbehalten auffindet. Zusammen fahren sie zu seinen Eltern, heiraten und söhnen sich auch mit den Eltern in Neapel aus. Vor dem Schäferhäuschen stellen sie eine Gedenktafel auf mit der letzten von Brahms vertonten Romanze „Treue Liebe dauert lange“ und besuchen den Ort jedes Jahr.

Ragna Pitoll rezitiert diesen Stoff ganz hingebungsvoll und mit der raffinierten Artikulation der geviften Schauspielerin. Wir befinden  uns somit wie in einer Märchenatmosphäre. Wie auf Stichwort setzt immer der Sänger ein und trägt seine jeweilige Stimmungslage vor. Eventuelle ironische Untertöne  des Textes werden in der Musik von Brahms eher nicht aufgegriffen, er vertont die Romanzen geradeheraus in festlich-romantischem Stil. Thomas Jesatko singt mit seinem weittragenden Bariton mit heldenhaften Anklängen und fein abgedunkeltem Timbre. Wenige leisere Stellen gelingen ihm aber nicht optimal wegen des Feinstaubs und der sehr trockenen Luft in der Montagehalle. Trotzdem war es ein Erlebnis, den selten gesungenen Zyklus in einer Live-Aufführung zu erleben. Am Flügel begleitete den Sänger Lorenzo di Toro mit großer Verve und einfühlsamer Fingerfertigkeit.

Friedeon Rosén 

 

 

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