Mannheim: WERTHER am 29.9.2018
Am Nationaltheater wurde ‚Werther‘ von Jules Massenet in der sehr atmosphärischen, teils exzentrisch eigenwilligen Inszenierung von David Mouchtar-Samorai von 2001 wieder aufgenommen.
Es ergibt sich eine auch musikalisch runde Wiedergabe mit dem klangrein aufspielenden Orchester unter der Leitung von Wolfgang Wengenroth mit einem Faible für die französisch romantische (Opern)musik.
Ein ausgewogenes Ensemble sorgt für einen angenehm berührenden Opernabend. In den Nebenrollen Brühlmann und Käthchen sind Jörg Ohrnberger und Katharina Silber zu hören. Den Amtmann gibt Rainer Zaun, den Johann Thomas Berau wuchtig. Der Schmidt wird von Raphael Wittmer gestaltet. Der Albert, sehr elegant und soigniert (Vatermörder), ist Nikola Diskic mit fein distinguiertem sonorem Bariton. Die Sophie wird recht mädchenhaft mit glockenreinem Sopran von Cornelia Zink gestaltet.
Einen „Wurf“ stellt die Besetzung der Charlotte mit Jelena Kordic dar. Die hochgewachsene schlanke Kroatin kann einen bestens ausgeformten jungdramatischen Mezzo ins Drame lyrique einbringen und läßt sich von der endlich aufgeflammten Liebe zu Werher nur gewaltsam vom eifersüchtigen Ehemann zurückhalten. Ihr sattes dunkel timbriertes Gesangsorgan verleiht ihren aufgedrehten Stimmungen adäquaten Ausdruck. Ihr Partner Irakli Kakhidze führt einen butterweich anspringenden klangschönen Tenor ins Treffen, der wo nötig auch schmelzen kann. Sein helles Stimmtimbre verhindert in gewisser Weise eine völlig düster tragische Todesstimmung.
Friedeon Rosén