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MANNHEIM/ Rosengarten: PIETRO DI MARIA – Klavier-Recital (Chopin, Beethoven, Liszt)

09.03.2020 | Konzert/Liederabende

Mannheim / Rosengarten: „PIETRO DE MARIA“   Klavier-Recital – 08.03.2020

Den neu verfügten Maßnahmen der italienischen Behörden sowie den Auflagen „Orchestermusiker müssen einen Meter Abstand voneinander bewahren, konnte kein Orchester erfüllen und somit fiel das Gastspiel des in Florenz beheimateten Orchestra della Toscana heute beim Pro Arte-Konzert im Mozartsaal des Mannheimer Rosengarten dem Corona-Virus zum Opfer, regelrecht ins Wasser. Nun war guter Rat teuer, Geschäftsführer Wilfried Strohmeier bekundete im Laudatio sein Bedauern, beschenkte die Anwesenden zum Ausgleich verlorener Orchester-Wonnen kulant mit zwei Folge-Gratis-Konzerten.

Aus der Not schuf man eine Tugend nun stand im Mittelpunkt des Interesses Pietro de Maria welcher unlängst mit der Gesamteinspielung der Klavierwerke von Frédéric Chopin für Furore sorgte. Der  italienische Tastenkünstler offerierte nun abgeschirmt, flankiert von sechs Grünpflanzen sein Recital und  eröffnete den Vortrag mit „Mazurka Nr. 2/3/4“ des polnischen Komponisten. In ruhigen Tempi, allmählich dynamischen Steigerungen kontrastierte Pietro De Maria die rhythmische Vielfalt der Miniaturen. Zartheit, Melancholie, perlende Anschläge vereinte der lyrische und virtuose Instrumental-Poet während der drei Folge-Pretiosen „Ballade Nr. 1“, „Nocturne Nr.2“ sowie dem funkelnden „Scherzo Nr. 2“.

Nach der Pause erklang die „Mondschein-Sonate“ von Ludwig van Beethoven. Im Sentiment einer Méditation spielte De Maria elegisch das Adagio sostenuto, meisterhaft, unvergleichlich präzise, in schlanker Diktion, im Tiefgang emotionaler Infiltration zogen Alegretto – Presto vorüber.

Der in Akkuratesse aufspielende venezianische Solist erwies sich zudem als Aristokrat des Klavierspiels, in bezwingend natürlicher Präsentation ohne störende Gestik spielte der exzellente Künstler auf unglaublich hohem Niveau.

Jeder Ton schien zu funkeln, die Bässe schimmerten, die Obertöne glänzten brillant zum Valse caprice d´aprés Franz Schubert aus „Soirées de Vienne“. Warm, filigran, strukturell, farbenreich erklang ebenso von Franz Liszt Sonetto 104 del Petrarca aus „Années de pélérinage Italie“ und abschließend ließ der außergewöhnliche Pianist nochmals das Füllhorn seines spektakulären Könnens zu perlenden, dynamischen Anschlägen und hochkarätiger Brillanz bei „La Campanella gis-Moll“ überquellen.

Das vollzählig verbliebene Publikum war hingerissen, dankte mit donnerndem Applaus und lauten Bravorufen. Bescheiden verbeugte sich der Sympathie-Träger, gab kund: Musik zu interpretieren gleiche einem Gebet, welches er nun den Opfern und Betroffenen des inzwischen weltbeherrschenden Virus widmete, zwei Chopin-Zugaben gewährte: anmutig,  strahlend erklang „Fantasie Impromptu“ und in verblüffender Unbeschwertheit folgte einfach hinreißend interpretiert die „Polonaise brillante“.

Gerhard Hoffmann  

 

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