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MANNHEIM/ Rosengarten: „OPERETTEN-GALA“

31.12.2022 | Operette/Musical

Mannheim / Rosengarten: „OPERETTEN-GALA“ – 30.12.2022

Beschwingt zum Jahresausklang hatte das Nationaltheater Mannheim in die Sanierungs-Ausweichstätte den Musensaal des Kongresszentrums Rosengarten eingeladen. Als Conférencier fungierte mit viel Lokal-Kolorit der Bariton Joachim Goltz aus „Mannem“ und Träger des Bloomaul-Ordens. Zur Aufklärung Auswärtiger: Der Bloomaul-Orden wird alljährlich an echte Mannheimer verliehen welche sich dialektisch um die Kurpfälzer Sprache als „Mannemer Bloomaul“ profilierten u.a. Anneliese Rothenberger, die Jazz-Sängerin Joy Fleming, also legendäre Töchter der Stadt von internationalem Rang. Mit Schalk im Nacken führte Goltz durch das kurzweilige Programm, kündete humoristisch die akustischen Edelsteine an außer OPALE (eine Abkürzung der noch nicht fertig gestellten „Oper am Luisenpark“, die Baufirma ging in Insolvenz. Quo vadis?

Das NTM-Orchester unter Leitung des italienischen Maestro Salvatore Percacciolo eröffnete den musikalischen Reigen mit der noch etwas schwerfällig dargebotenen Ouvertüre zu „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß, zunehmend flotter wurden die Szenen Mein Aug´ bewacht-Ein Greis ist mir im Traum erschienen-Seht! Es winkt, es blinkt orchestral untermalt, solistisch von Frédérique Friess, Julia Fayenbogen, Jonathan Stoughton prächtig intoniert. Empört klagend folgte Ach ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst von Carl Millöcker und Joachim Goltz ließ seinen hellen eleganten Bariton vollendet erstrahlen.

In munterer Folge erklangen Werke aus der Feder von Franz Lehár und Irakli Kakhidze versetzte mit herrlichem Legato, traumhaftem Timbre, tenoralem Schmelz zum Geständnis Dein ist mein ganzes Herz nicht nur die Damenwelt ins Schwärmen. Ebenso aus „Das Land des Lächelns“ betörte Kakhidze im Duett Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt seine Partnerin Frédérique Friess. Zu ihrem hellen Sopran gesellte sich Jonathan Stoughton im Duett Kosende Wellen… aus „Der Zarewitsch“, schenkte seinem Wagner-Heldentenor strahlende Höhen, weiches Timbre sowie eine bemerkenswerte flexible Leichtigkeit.

Mit Attitüde, wunderschönen Sopran-Couleurs vernahm man glanzvoll das Lippen-Bekenntnis der „Giuditta“ von Seunghee Kho großartig dargeboten.

Das NTM-„Wander“-Orchester es darf während der langjährigen Sanierungspause von Ort zu Spielorten wandern, wie Goltz schmunzelnd bemerkte, glänzte mit herrlich weichem Streicherklang zum Walzer „Gold und Silber“ und instrumentaler Brillanz zur Polka „Nur Fort“ von J. Strauß.

In ausgelassener Spielfreude, gepaart mit tänzerischem Talent gesellten sich Faylenbogen, Stoughton, Goltz in wunderschöner Vokalise zu Jaj Mamam, Bruderherz aus „Die Csárdásfürstin“ und entließen das Publikum schwungvoll in die Pause.

Der Walzer „Sphärenklänge“ (Josef Strauß) leitete anmutig orchestriert den zweiten Programmteil ein. Erneut erklangen Lehár-Szenen und zwar aus „Die Lustige Witwe“, zu umwerfend kommödiantischen Aspekten glänzte Joachim Goltz mit Danilos Dann geh´ ich zu Maxim. Sehr schön intonierte F. Friess das Vilja-Lied. Mit seinem herrlichen Spinto-Tenor demonstrierte wiederum I. Kakhidze exquisiten Belkanto-Gesang zu Wie eine Rosenknospe und entführte S. Kho mit wunderschönem Sopran assistiert in den kleinen Pavillon. Mit neuem Partner J. Goltz folgte hingebungsvoll Lippen schweigen.

Ironisch zwinkernd bekannte J. Stoughton Gern hab ich die Fraun geküßt und überraschte erneut mit nuanciertem Wohlklang seines höhensicheren tenoralen Edelmetalls. Danach erklang in ausladend symphonischer Manier das Entree 1. Akt zu „Paganini“ solistisch hervorragend begleitet von Konzertmeister Arsenis Selalmazidis mit brillanten Kadenzen veredelt. Friess und Stoughton gestanden sich auf betont schöner melodiöser Linie Niemand liebt dich so wie ich.

Die absolut großartige Mezzosopranistin Julia Faylenbogen schenkte der „Venus in Seide“ (Robert Stolz) mit Spiel auf deiner Geige dramatischen Aplomb, ausdrucksstarkes Sentiment und ließ ihr prächtiges Material farbenreich ertönen. Stimmschön präsentierte J. Goltz Dunkelrote Rosen aus Millöckers „Gasparone“.

Temperamentvoll ließ es Maestro mit dem prächtig musizierenden NTM-Orchester instrumental Unter Donner und Blitz krachen und beglückte zudem berauschend mit Rosen aus dem Süden das schwelgende Publikum.

Zum offiziellen Finale bot das Ensemble in Champagnerlaune Im Feuerstrom der Reben aus „Die Fledermaus“. Als hätte ich´s vergessen, so schön kann Operette sein, wurde es in so exzellenter Qualität von den drei Damen und Herren spielfreudig mit großem Engagement dargeboten. Die Begeisterung im leider nicht vollen Musensaal kannte keine Grenzen. Es folgten noch Zugaben und mit dem Radetzky-Marsch wurde das Publikum endgültig verabschiedet.

Ein herrlicher Jahresabschluss, ich werde die GALA nochmals in 3 Tagen besuchen.

Allen Freunden, Leser*innen des Online- und Print-Merkers wünsche ich zum Jahreswechsel GESUNDHEIT, weiterhin beglückende musikalische Freuden und alles Gute.

Gerhard Hoffmann

 

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