Mannheim / Rosengarten: „LETICIA MORENO – ORQUESTRA DE CADAQUÈS – JAIME MARTIN” – 24.02.2019
Zu einem kontroversen Konzertabend hatte Pro Arte in den Mozartsaal des Rosengartens geladen mit einem bunten Melodienreigen aus Spanien, Frankreich und Deutschland.
Erstmals stellte sich in Mannheim die spanische Star-Geigerin Leticia Moreno vor und bezauberte das Publikum mit der Glut einer temperamentvollen Flamenco-Interpretin.
Im Jahre 1988 wurde auf Initiative junger spanischer und europäischer Musiker in der kleinen Stadt Cadaqués an der nördlichen Costa Brava das Orquestra de Cadaqués gegründet und fand schnell die Protektion namhafter Dirigenten und Solisten. Seit Jahren etablierte sich in dem Städtchen ein kleines aber feines Festival internationalen Renommees bei welchem regelmäßig Gäste von Weltruf u.a. Kaufmann, Flórez, Montero auftreten.
Unter der Stabführung seines Chefdirigenten Jaime Martin wurde das Programm mit der Ouvertüre zu „Los esclavos felices“ des damals von den italienischen Meistern beeinflussten 13-jährigen Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga (1806-1826) welcher im Alter den 20 Jahren auf tragische Weise an Tuberkulose verstarb, was hätte die Musikwelt von dem jungen Talent noch erwarten können! Verhalten sich steigernd prächtig instrumentiert spielte das Orchester spritzig das anmutig melodische Entree.
Den kurzen Leckerbissen „Tzigane“ (Maurice Ravel) servierte Leticia Moreno in einem phantastischen Wirbel temperamentvollen Violinspiels nach der rasant eröffneten Kadenz. Einem Brillant-Feuerwerk gleich zündete sodann die aparte Solistin die „Carmen-Fantasie“ (Pablo de Sarasate) jenes Arien-Potpourri aus Bizets Oper. Im glutvollen Spiel intonierte Moreno zu glasklarer Bogenführung variable Konstellationen, ging zum intensiven Vortrag schon mal in die Kniebeuge, soweit es die hautenge Robe zuließ und unterstrich so manche Sequenz mit anmutigem Hüftschwung. Feinnervig adelte die exzellente spanische Geigerin ihren Vortrag dank ihres unerschöpflichen Füllhorns grandios gezauberter Klangfarben zu ausgefeilt-technischen Raffinesse und ekstatischen Virtuosität.
Den herzlichen Beifall bedankte Leticia Moreno mit einem traumhaft modellierten „Spanischen Volkslied“ (Manuel de Falla) vom Pizzicato eines Streichinstruments elegisch begleitet.
Zündendes andalusisches Flair demonstrierte das spanische Orchester zur „Suite espanola op. 47“ aus der Feder von Isaak Albéniz und verstand es auf vorzügliche Weise die typische schwerblütige Melodik, den instrumentalen Farbdiskant der Rhythmen zu vermitteln.
Als Reverenz zum Gastland spielte das Orquestra de Cadequés die „Dritte Symphonie“ von Franz Schubert. Jaime Martin ließ die heitere Atmosphäre des Werkes in leichter Orchestrierung erklingen, betonte die fließenden Harmonien, die warmen Tönungen der Melodienfülle, den ausgeprägten Wiener Charme augenfällig und vermittelte mit dem präzise musizierenden Orquestra verbindliche Klänge, welche lediglich durch vorwitzige Trompeten deromantisiert wirkten.
Das Publikum spendete reichlich Beifall und wurde mit der wunderbar interpretierten „Rosamunde“ (Schubert) belohnt, sowie einer im typisch südländischen Esprit dargebotenen „Zarzuela-Ouvertüre“ beschwingt auf den Heimweg entlassen.
Gerhard Hoffmann