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MANNHEIM/ Rosengarten : JAN LISIECKI-WARSCHAUER PHILHARMONIKER-JACEK KASPSZYK

12.10.2015 | Konzert/Liederabende
Mannheim: „JAN LISIECKI-WARSCHAUER PHILH.-
                      JACEK KASPSZYK“
                      Konzert im Rosengarten 11.10.2015
Die Warschauer Philharmoniker, seit über hundert Jahren wirkt diese Institution als eine Art nationales Heiligtum Polens, eröffnete nun die Reihe „die Weltelite zu Gast“ von PRO ARTE im Rosengarten.
Im Mittelpunkt stand das „Vierte Klavierkonzert“ (Ludwig van Beethoven) auf dem Programm mit dem 20jährigen Newcomer Jan Lisiecki als Solist. Der junge Pianist offenbarte höchst effektvoll sein bereits meisterhaftes Können, eröffnete das Allegro moderato mit seiner verträumten, romantischen Stimmung äußerst penibel mit betörend schönen Momenten sowie markanter Bravour. Dem schwermütigen Charakter des poetischen Andante con moto begegnete Lisiecki mit Feingefühl, ließ die Gegensätzlichkeit von Instrument und begleitendem Orchester in glitzernden Figuren erstehen. Sein Beethoven hat das Feeling für Melodik, artistische Raffinesse und beeindruckende Phrasierungen. Im lebenssprühenden, heiter gelösten Rondo vermittelte der Pianist sein bereits hohes, vorbildliches Niveau wiederholt, seine überlegene Routine, die engagierte, hochkonzentrierte Solidarität zur Werktreue.
Bestens pointiert, fließend klar, in bestem Einklang mit dem Solisten begleitete Jacek Kaspszyk mit der prächtig aufspielenden Warschauer Philharmoniker ziseliert in delikater Weise mit weich leuchtenden Kantilenen, den stimmungsvollen „Gesang“ des Klaviers.
 Große Begeisterung quittierte die bravouröse Leistung und wurde von dem bescheidenen Künstler mit: Guten Abend – Vielen Dank – und einer hinreißend innig, traumhaft gespielten Zugabe (Rachmaninow) belohnt.
Zur Konzerteröffnung spielten die polnischen Gäste wiederum Beethoven und zwar die Ouvertüre zu „Fidelio“. Bereits die ersten Takte machten deutlich, wie stark Kaspszyk auf die Kontraste und Stimmungswechsel in Beethovens Musik einging. Schlank im Ton, mit federnder Eleganz im Klangbild, formierte er die herrliche Musik zu plastischer Intensität.
Nach der Pause konfrontierten die polnischen Gäste die Zuhörer mit einem in unseren Breiten höchst selten gespielten Werk der „Zweiten Symphonie“  von Sergej Rachmaninow. Beim Ablauf dieses monumentalen Werkes, wird so manchem Hörer der Gedanke gekommen sein, ob er da nicht womöglich Music minus one höre, nämlich ein verhindertes Klavierkonzert?
Den ersten Satz Largo – Allegro moderato den längsten und intensivsten nahm den Komponisten länger in Anspruch als alle anderen drei zusammen. Die langsame Einleitung ist die Quelle aller Themen und Motive dieser Symphonie. Das von den Violinen eingeführte seufzende Thema ist eine Art Motto, das in mehr oder weniger veränderter Form das ganze Werk durchzieht. Ohne die Gesamtqualität dieses Klangkörpers schmälern zu wollen, wann erlebt man ein Orchester mit derart präzisen, klangvollen, akkuraten Blechformationen? Breit ausschwingend im Balladenton lässt Jacek Kaspszyk das bestens disponierte Orchester die Themen „malen“.
Im kurzen Allegro molto offenbaren sich schroffe Wechsel von grimmiger Leichtigkeit und merkwürdiger Resignation. Schlicht kommt das Adagio daher, herrlich getragen von der Solovioline, lässt der Dirigent den typisch elegischen Rachmaninow in orchestraler Schönheit,  getragen von den wunderbaren Streichern in tonaler Pracht erstehen.
Gleich wilden Freudenausbrüchen von zündender Kraft in Überschwänglichkeit führt Kaspszyk die orchestralen Wege, gleich einer Art Befreiung dem Ende einer Reise aus dem Dunkel. Satt funkeln die Farben dieses vortrefflichen Instrumentariums in der blühenden Melodie des Allegro vivace, zwangsläufig steht zumeist der weiche Streicherklang im Vordergrund, melancholisch übernahm die Klarinette die unvergessliche Melodie der Resignation. Weitschweifig, rhythmisch, melodisch reizvoll treibt der Dirigent die Orchestergruppen ins absolute Finale.
Mit herzlicher Zustimmung feierte das Publikum diesen grandiosen Saison-Auftakt.
Gerhard Hoffmann

 

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