Mannheim: „HÈLÈNE GRIMAUD“ – Klavier-Recital im Rosengarten 14.03.2015
Stets umweht der Aura des Ungewöhnlichen erscheint mir die „Philosophin des Klaviers“ Héléne Grimaud ob als Solistin oder Liedbegleiterin. Wiederum gastierte die charismatische, charmante Französin zum Pro Arte-Konzert im Rosengarten mit imaginärem Programm „Auf den Spuren des Wassers“. Gleich einer Sonate fasste die vielseitige Künstlerin Miniaturen von acht Komponisten zusammen, ließ sie aufgereiht ohne Pause erklingen und gab so dem Husten-Crescendo des Publikums keine Chance zur Entfaltung.
Einem Regentropfen-Prélude ähnelte die Kompostion „Wasserklavier“ (Luciano Berio), der Ouvertüre dieser irregulären Klangreise. Empfindsam formte die Pianistin die fließenden Miniaturen um sodann in gemäßigten Tempi „Rain Tree Sketch II“ (Töru Takemitsu) folgen zu lassen. Impressionistisch-schillernde Couleurs wirkungsvoll in Szene gesetzt, virtuos über die gesamte Klaviatur erstreckend gestaltete Grimaud äußerst brillant „Barcarolle“ (Gabriel Fauré), sowie in elegantem Legatospiel „Jeux d´eaux“ (Maurice Ravel).
In den Gärten der Alhambra wähnte man sich zu „Almeria“ (Isaac Albéniz), diese Fontänen ließ die feinfühlige Pianistin in changierender Raffinesse und rhetorischen Bögen plätschern. Munter sprudeln „Les Jeux d´eau á la Villa d´Este“ (Franz Liszt) die Brunnenkaskaden in pianistisch-rezitativischer Vokalkunst. Filigran, poetisch gleich einem Aquarell, akzentuiert im feminin anmutenden Anschlag erklang „Im Nebel 1“ (Leos Janacek). Wirkungsvoll krönte Héléne Grimaud ihre „Wasser-Sonate“ mit „La cathédrale engloutie“ (Claude Debussy). In kontrastreicher, technischer Absolution modellierte die Künstlerin dieses Werk sensibel und bestechend zugleich.
Johannes Brahms, dem jungen musikalischen Stürmer, Träumer begegnet die französische Pianistin mit bemerkenswerter Überlegenheit. Innehalten im Lyrischen und Vehemenz der Leidenschaft bilden die Ausdruckspole der „Sonate Nr. 2“ von der Versonnenheit der Einleitung, bis zum Grandioso im Finale. Grimaud setzt sehr pointiert, fast kontrapunktisch Akzente, eröffnet stürmisch, in jugendlichem Überschwang das Allegro non troppo ma energico. Verträumt, wunderschön leuchtend im Diskant ertönte das Andante, mit Nachdruck, geradezu erzählend musiziert wirkte das Scherzo. Aufstürmend, teils besinnlich in ausgereizten Kontrasten prägte die Solistin die abschließenden Sätze: Finale – Introduzione, Allegro non troppo e rubato.
Bravorufe, langanhaltender Beifall belohnte die sympathische, bescheidene Künstlerin welche nach diesem anspruchsvollen, reichhaltigen Programm noch drei Zugaben gewährte. Gespür für Sinnlichkeit, lyrischen Zauber, blühende Klangvaleurs, exquisite Pianistik schenkte die Gefeierte ihren herrlichen Preziosen von Debussy und Rachmaninow.
Gerhard Hoffmann