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MANNHEIM/ Rosengarten: BERTRAND CHAMAYOU (Klavier) – NIEDERL. KAMMERORCHESTER

29.02.2016 | Konzert/Liederabende

Mannheim: „BERTRAND CHAMAYOU- NIEDERL. KAMMERORCHESTER
 
                     Konzert im Rosengarten 28.02.2016
 
Weiche Klänge kammermusikalischen Formats präsentierte PRO ARTE im Rosengarten und zwar mit den Gästen Bertrand Chamayou sowie dem Niederländischen Kammerorchester. Der französische Pianist fungierte zudem als Dirigent während den Klavierkonzerten und eröffnete den interessanten Konzertabend mit dem „Klavierkonzert Nr. 14 KV 449“ von W. A. Mozart. Dieses Werk gehört zum Typus der weniger populären Konzerte des vielseitigen Komponisten und kann auch bedingt durch die orchestrale Struktur, optional mit kleinem Orchester ohne Bläserverstärkung aufgeführt werden.
 
In gestalterischer Feinarbeit interpretiert Bertrand Chamayou die Passagen vital, dennoch weich dezent erklingen die Dialoge. Harmonisch ausbalanciert wirkt das Spiel zum seidenweichen Streicherklang des exquisit musizierenden Klangkörpers. Nobel voll im Ton mit schönem Legato versieht der Pianist sein klar artikuliertes Spiel voll stimmiger Spontanität. Man hört das Instrument förmlich singen, Chamayou formt die Themen kantabel aus, schafft somit die besten Voraussetzungen zum homogenen Gleichklang mit dem Orchester.
 
Heroischer dagegen die Klänge bei „Malédiction“ jenem relativ kurzen Stück für Piano und Streichorchester, oft als drittes Klavierkonzert von Franz Liszt bezeichnet. Silbern artikuliert schimmern die Töne, farbig nuanciert setzt der Solist mehr auf Nonchalance denn kraftvolle Wucht. Weder beim Tempo noch der Dynamik wirkt Chamayous Liszt-Spiel extrem, der sympathische Pianist schenkt der Partitur impressionistische Couleurs vom begleitenden Instrumentarium dezent untermalt.
 
Langer herzlicher Applaus wurde mit einem herrlich leicht schwebenden „Adagio“ von Joseph Haydn bedankt.
 
Zwischen beiden Klavierbeiträgen erklang eine aparte Rarität „Allegro für vier Streichquartette“ des Niederländers Jan van Bree. Nach kurzem Umbau wurden  vier Notenständer räumlich gruppiert, jeweils musizierten drei Violinen stehend ein Cellist sitzend. Auf den Kontrabass wurde verzichtet somit die Cellistimmen verdichtet dadurch entstand ein wunderbar transparenter einzeln vernehmender Klang im anmutig-herrlichen Gesamtkonzept. Elegisch-weiche Töne duftig von Bree arrangiert ein leider viel zur kurzer  Ohrenschmaus von besonderem Reiz.
 
„Der Tod und das Mädchen“ Franz Schuberts Streichquartett für Streichorchester von Gustav Mahler bearbeitet beschloss den interessanten Konzertabend. Entgegen des Titels wird hier keine programmatische Gedichtform geschildert, sondern eher ein symphonisch anmutender  Ablauf nach innermusikalischen Gesetzen und Ausdrucksformen gestaltet.
 
Forsch eröffnet das NKO nun unter sehr dezenter Führung seines Konzertmeisters Gordan Nikolic  das Allegro und beleuchtet die tragische Spannungssphäre zwischen Sein und Vergehen. Traumhaft im pianissimo erklingt die Einleitung zum Andate con moto, das Thema wird in akkordischem schier elegischen Stil vorgetragen, sich langsam steigernd in triolischen Tonwiederholungen.
 
Das fast harte kantige Thema des Scherzo mildert das Niederländische Kammerorchester vernehmlich ab, bildet ein zart lieblich singendes Trio im Wechsel der krassen Gegensätze zu homophonem Wohlklang. In klaren Linien, Gefühl für präzises Timing, für polyphone Transparenz erklingt das finale Presto in schlanker Präzision. Man ist beeindruckt bar der sichtbaren Musizierfreude des vortrefflichen Ensembles, seiner gestalterischen Kompetenz, dem hell ätherisch timbrierten Orchesterklang.
 
Das Publikum schien gleich mir zu empfinden, erwies sich beifallsfreudig und wurde mit einem „Pizzicato-Scherzo“ von Chr. W. Gluck auf den Heimweg geleitet.
 
Gerhard Hoffmann

 

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