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MANNHEIM: PELLÉAS ET MÉLISANDE von Claude Debussy. Premiere

25.05.2019 | Oper

Bildergebnis für nationaltheater Mannheim Pelleas et Melisande
 Astrid Kessler, Raymond Ayers,  (c) Hans Jörg Michel

Mannheim: Pelleas und Melisande    25.5.2019  Premiere

In einer ganz starken Produktion bringt das Nationaltheater zusammen mit der Komischen Oper Berlin Pelleas & Melisande von Claude Debussy heraus. Für die musikalische Seite ist Alexander Soddy verantwortlich, der für diese einzig dastehende impressionistische Oper die angemessenen Mittel hat, und eine flirrende angsterfüllte und sich in starke Tongirlanden auswachsende Musik in eine überzeugende Form gießt. Das NT-Orchester trägt dazu einen hervorragenden Sound bei, der mit der Bühne jederzeit erfreulich korreliert. Auch die zerreißendsten, zum Zerbersten treibenden Stellen werden bedachtsam flirrend-flächig aufgebaut und nehmen oft fast den Atem.

Barrie Kosky hat dazu eine einmalige Regie creiert. Ein ganz minimalistisches Bühnenbild, das 3-4 ineinander geschachtelte schwarz gepunktete Bühneportale beinhaltet, hat ihm Klaus Grünberg (auch Licht) gebaut (Co-Bühnenbild: Anne Kuhn). In die drei Gassen rechts und links werden die Personen meist hereingefahren. An der kleinen Hinterwand sind Sitzgelegenheiten durch eine erhöhte Stufe gegeben, wo das gesamte Familienpersonal manchmal eng gedrängt sitzt. Hier hat nämlich Kosky eine immens verdichtete Personenregie entwickelt. Die Tendenzen machtmäßiger Übergriffigkeit seitens Golauds und König Arkels Melisande gegenüber werden in blind sitzenden Gesten beschrieben, während die Hilflosikeit und Beschränktheit der jungen Frau in neuer unbekannter Umgebung sehr plastisch zum Ausdruck kommt. Dagegen stehen die natürlichen Bewegungen und die spielerische Anziehung in der aufkeimenden Verliebtheit Melisandes und Pelleas‘. Durch das dazwischen immer wieder aufeinander zugleitende automatische Bewegen der Mitspieler entstehen fast magische Momente, auch ohne vom Turm herabgelassenes Haar und Goldring. Die dunklen, z.T. blausamtigen Anzüge (Pelleas) der Männer kontrastieren zu den verschiedenen hellen Kleidern Melisandes. Auch Golauds Sohn Yniold erweist sich schon als perfekter Anzugsträger (Kost.: Dinah Ehm).

Den Pelleas singt mit ganz starkem manchmal fahl-herb timbriertem Bariton Raymond Ayers. In der Extase singt er absolut brillant in hohe Tenorhöhen hinauf, was seiner Stimme völlig unerwartete neue Farben hinzufügt. Die Melisande in der eher schmächtigen Gestalt von Astrid Kessler braucht nicht über einen begrenzten Stimmumfang hinauszusingen. Sie gibt mit ihrem angenehm timbriertem Sopran bestens die von den mit Macht ausgestatteten Männern eingeschüchterte verwirrte junge Frau wieder. Den Golaud singt Joachim Goltz in seiner bisher wohl stärksten Rolle am Nationaltheater. Von Eifersucht zerschlissen behält er noch lange einen kühlen Kopf, läßt das auch in autoritativer metallisch timbrierter Stimmgebung zum Ausdruck kommen. 

Der Arkel von Patrick Zielke mit imposanter Gestalt meint noch als Übervater die Geschichte zu moderieren, läßt sich aber auch von den Reizen Melisandes überwältigen. Er bringt einen fahlen bis markanten Baß ein. Die Geneviève singt Kathrin Koch mit feinem Mezzo, hat aber nicht viel zu sagen. Den Arzt steuert Mathias Tönges bassal bei. In der nicht einfachen Rolle des Yniold reussiert Fridolin Bosse aus dem Kinderchor mit beachtlich schönem Knabensopran.                                                                                             

Friedeon Rosén

 

 

 

 

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