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MANNHEIM: OTELLO

14.03.2015 | Oper

Mannheim: Otello  13.3.2015

 Es wird die 15jährige Inszenierung von Verdis Otello von Chris Alexander wieder gezeigt. Diese hat die Diskussion über das Schwarz-Schminken hellhäutiger Darsteller noch gar nicht gekannt. Hier wird hemmungslos auf auf einen geradezu furchterregend, grell-schwarz geschminkten „Mohren“ gesetzt, der auch noch einen großen Ohrring trägt. Klar ist schon, daß die Handlung von Otello nicht so leicht funktioniert, wenn dieser kein Schwarzer ist, doch wurde aber in den letzten Jahren versucht, andere Wege zu gehen, auch mit den Mitteln psychologischer Differenzierung. In Mannheim wird dagegen weiter auf das Ur-Ritual gesetzt, und z.B. Jago auch mit einem Teufel connotiert, der tatsächlich in einen roten Kampfanzug wechselt (Kostüme Susanne Hubrich). Dazu kommt eine archaisch anmutende Ausstattung (Andreas Szalla), eine brachiale Wand aus Kupfer-Rechtecken, die die Privaträume Otellos und Desdemonas hermetisch abschließt und nach hinten eine breite Treppe für die Zeremonien/Trinkgelage freigibt. Für die Belauschungs-Szene fächert sich die Wand dann in mehrere Vertikalsegmente mit Kupferornamenten auf. Eine Zypern-Assoziation ergibt sich nicht, und Desdemona wird in dieser fatalen Konstellation relativ hoheitsvoll selbstbewußt, gar nicht nur ihrem „Kriegsgott“ unterwürfig dargestellt.

 Die Emilia singt jetzt die großgewachsene Ludovica Bello mit viel Charme und hellem Soprantimbre. Die klangvollen Chöre (Anton Tremmel) kommen zu Beginn sehr flexibel hintereinander und entwickeln temperamentvolles Spiel bei der Siegesfeier mit Umtrunk auf der Treppe. In Nebenrollen treten Philipp Alexander Mehr, Sung Ha und David Lee, das Ensemble gut ergänzend, auf. Den Cassio gibt sehr unbedarft und sich ins teuflische Spiel hineintreiben lassende, mit angenehm lyrischen Tenor begabte Juhan Tralla. Sein ‚Mentor‘ wird von Karsten Mewes höchst luziferisch gestaltet, schon sein Credo, von dem gut aufgelegten Orchester unter Alois Seidlmeier akkurat contrapunktiert und -seziert, zeigt ihn als stimmgewaltigen Adrenalin- Machtmenschen. Das ganze Gegenteil davon ist Ludmila Slepneva (Desdemona), die zwar notgedrungen in den Tod geht, das aber mit einzigartiger hoheitsvoller Würde. Dabei spielt sie auch ihr altruistisches Naturell aus. Stimmlich kann sie diese Darstellung mit absolutem Schöngesang beglaubigen und setzt ihren Sopran in überraschend aufblühenden Höhen (‚Lied von der Weide‘) ganz toll ein. Roy Cornelius Smith singt die Titelfigur mit glasklarem fast stählernem und gewaltig-überwältigendemTenor. 

 Friedeon Rosén                          

 

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