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MANNHEIM/ Opernstudio des Nationaltheaters: DER GUTE EHEMANN von Georg Anton Benda (1722-1795). Premiere

11.02.2019 | Oper


Koral Güvener, Felix Banholzer, Natalija Cantrak, (c) Hans Jörg Michel

Mannheim: Der gute Ehemann/ Georg Anton Benda  10.2.2019 Premiere

Das Internationale Opernstudio des Nationaltheaters führt im Studio Werkhaus das zweiaktige Intermerzzo Der gute Ehemann (Il buon marito) von Georg Anton Benda (1722-1795) in der neuen deutschen Übersetzung von Antonio Staude auf. Benda, in der Tschechei geborener deutscher Komponist, gilt als Vertreter der Frühklassik und erlangte zu Lebzeiten einige Berühmtheit als Verfasser von Melodramen und Intermezzi, von denen auch Mozart sich inspirieren ließ. Er war Violinist im Dienst Friedrichs des Großen und Kapellmeister in Gotha. Dort wurde auch sein ‚Guter Ehemann‘ aufgeführt. Das Paar Rosetta -Bazzotto macht eine Ehekrise durch, Rosetta möchte ihre ehelichen Rechte nach französischer Mode erweitern, und ihr Gatte soll nicht mehr die 1.Geige spielen. Sie stellt ihm eine Falle. Während er von einer seiner Gelagen heimkommt, lauert sie ihm auf. In der Dunkelheit stoßen sie aufeinander, und Bazzotto erkennt seine Frau nicht, will die unbekannte Dame nach Hause begleiten und wird dabei auch gleich anzüglich ihr gegenüber. Beim Verführungsversuch gibt sie sich ihm zu erkennen, und damit geht Rosettas Plan auf. Bazzotto will sich bessern. Er verspricht, viele Kinder mit ihr zu haben, um die Ehe zu retten. Rosetta geht darauf vorerst aber nicht ein und droht mit der Scheidung, worauf Bazzotto in hemmungslose Verzweiflung gerät. So kann Rosetta ihm ihre Wünsche diktieren, ein Treueversprechen abnehmen und auch seine eheliche Unterordnung verlangen. Damit erscheint die Ehe gerettet.

Der Regisseur und Bühnenbildner Marco Misgaiski, szenischer Leiter des internationalen Opernstudios, erfindet eine Figur als Sprechrolle hinzu. Im  Rahmen einer Paartherapie läßt er den österreichischen Arzt Jacob Levy Moreno (1890-1974) (der Schauspieler Felix Banholzer)  in einem Prolog auftreten, der in einem „Psychodrama“ das Eheproblem ‚aufführt‘ wie auf einer ärztlichen Bühne, und in einer Gruppensituation „die dabei entstehende Katharsis in dieser Schule zum Motor einer inneren Weiterentwicklung der Personen“ werden läßt. (Zitat Programmheft) In dem viereckigen Studio steht in der Mitte ein Podium mit Tisch, der Arzt tritt von einem Chaiselongue am Rand auf, die Zuschauer sitzen in 2-3 Reihen drum herum. Anfangs tritt auch der musikal.Leiter (Pianist) auf, der seine Tasche an die Arzthelferinnen in Nonnentracht übergibt, die die Partitur dann daraus auf dem Flügel placieren. Dann können die verfeindeten Partner sozusagen aufeinander los gehen. In der mitreißenden starken Musik Bendas, die am Klavier von Robin Philips prononciert engagiert wiedergegeben wird, singen die beiden ihre Ariosi und und Cabaletten in brillanter Abfolge. Die Kontrahenten sind beide seit dieser Spielzeit Mitglieder des Opernstudios. Die junge Serbin Natalija Cantrak mit langem blonden Lockenhaar, ganz reizvoll timbriertem Sopran und ‚Hang‘ zu Koloraturen, kann sich auch in ganz cooler Weise ihrem Partner entgegenstellen oder wirkt schon mal wie eine Furie, auch wenn sie von den Nonnenschwestern in Korsett und Stangenrock eingezwängt wird (Kostüm: Martina Klander). Ihr Partner ist der aus Ankara stammende junge Tenor Koral Güvener, der in Nebenrollen bereits im Spielhaus aufgetreten ist. Er kann sich auf seinen markanten guttimbrierten Tenor verlassen und macht das Beste aus seinen  anvancierten Arien, bemüht sich selbstverleugnend, fällt vor seiner Gattin auf die Knie. Wenn auch der Versöhnungsschluß ein wenig aufgesetzt wirkt, konnten sich doch zwei bemerkenswerte super Stimmen in einem eher unbekannten (musikalischen) Ambiente toll ausprobieren.                                                               

Friedeon Rosén

 

 

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