Online Merker Logo

Die internationale Kulturplattform

MANNHEIM/Oper am Luisenpark: OPAL. Sensationelle Eröffnungsvorstellung des OPAL in Mannheim

13.10.2024 | Oper international

Sensationelle Eröffnungsvorstellung des OPAL in Mannheim:

opal

Création(s) stellt Schöpfungs- und Entstehungsprozesse dar, bezogen auf die Menschheit, auf die Musikgeschichte, die Kultur, die Gesellschaft, den Aufbau des neuen Opernhauses an sich … beginnt mit dem Urknall und endet mit der Vernichtung, die aber nicht das Ende bleibt. Das Böse an sich, verkörpert als Darth Vader, sorgt für Vernichtung, die gelingt, weil die Gesellschaft erfolgreich wegschaut, indem sie mit Feiern, Fußball und Opern (!) beschäftigt ist.

Aber klar endet die Vorstellung und die Aussage nicht mit der Vernichtung der Welt, sondern mit Hoffnung, mit der Hoffnung auf Erneuerung durch Glauben an Auferstehung (Das Urlicht – wunderbar berührend gesungen und dargestellt von M. Slomka.), durch Geburt (Hier unter einem Flügel unter Beteiligung der ganzen Gesellschaft dargestellt.), die symbolisch für die Erneuerung und für die Veränderung der Gesellschaft steht und nicht zuletzt auch durch Musik und Poesie.

Das Intro/ Der Prolog erinnert an „Lost Places“, eine Ansammlung von Schrott aus technischen Errungenschaften verschiedener Epochen und gesellschaftlicher Träume (Mond). Gott ist gescheitert bleibt auf den Überresten seiner Schöpfung allein zurück. Die Figur Gottes ist hier weiblich, durch den Bart aber auch eindeutig männlich dargestellt. Gott ist hier alles umfassend, ist neugeborenes, lernendes, sich entwickelndes Wesen, alles gleichzeitig, immer wieder neu, immer wieder wie ein Baby neu beginnend. „Das hat doch alles keinen Sinn!“, sagt das Wesen und lebt tapfer wie in „Diner for one“ im Kreis seiner Erinnerungen/Routinen.

Dieses Intro wiederholt sich entsprechend in einer Dauerschleife mehrmals im „inszenierten Einlass“. Gefesselt in seiner Schöpfung, benötigt das Gotteswesen das Böse, um von den Ketten befreit zu werden. Das Böse, der „Teufel“, fällt plötzlich von außen in die Szenerie, trifft unerwartet ein und erweist sich vordergründig als Helfer. Gott und der Teufel finden sich sowohl als Partner als auch als Konkurrenten und versuchen, in das Geschehen einzugreifen. Ihre Anstrengungen sind vergebens, schließlich sind sie nur Beobachter und bleiben unbeachtet und ihrerseits fassungslos in der Vernichtungszene zurück. Der Teufel schreitet deprimiert über das Feld des
Untergangs, findet noch ein Notenblatt, um damit am Flügel eine Begleitung zu spielen. Eindrücklich singt Zielke hier den „Doppelgänger“ von Schubert. Totenstill ist es im OPAL.

Alle Szenen zu beschreiben, würde Seiten füllen. So viele Aspekte, so viele Ideen, die man durchdenken sollte … Doch nochmal zurück zu den Dinos: Die Dinos verkörpern einerseits als Urgesteine der Musik die großen Komponisten der Musikgeschichte, vertreten aber andererseits eine frühe Entwicklungsstufe des Lebens. Der Ursprung dieser Musik entstand in religiösen Handlungen und war lange in den Händen der Kirche. Insofern werden die großartigen Musikzitate vom „Organum“, nicht vom Orchester begleitet. Die Orgel wurde live im Graben gespielt und großartig von den Dinos in der Szene darstellerisch genutzt.
Solisten und Ensemble leisten darstellerisch und musikalisch Höchstleistungen und hier etwas ganz Besonderes!

Auch das Orchester präsentiert das Eröffnungswerk perfekt. Besonders zu erwähnen sind die Auszüge aus Gilbert und Sullivans Operette „Fluch der Hexen“ und aus Holsts Planeten der „Mars“.
Schrille Farben, schillernde Figuren, beeindruckende Bühnentechnik, Witz und Kraft durch Symbolik! Bekannte Musik neu zusammengefügt und in ein neues Gesamtwerk aussagekräftig eingepasst.

Das ist Kreativität! Das ist Kunst, die nicht mit Glitzer und Gefunkel alte Traditionen bewahrt und dabei in festlicher Gala und glanzvollen Premieren stecken bleibt.

Création (s) ist ein gelungenes Werk, das es verdient, durchdacht und dementsprechend  besprochen zu werden!

Susanne Tecklenburg

 

Diese Seite drucken