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MANNHEIM/ online: Tanz-Ensemble des Nationaltheaters Mannheim mit Händels „Dixit Dominus“

25.12.2020 | Ballett/Performance
 
Tanz-Ensemble des Nationaltheaters Mannheim mit Händels „Dixit Dominus“ am 25.12.2020 online/MANNHEIM
Klangpracht und Expressivität
Georg Friedrich Händel komponierte sein „Dixit Dominus“ für zwei Soprane, Alt, Tenor, Bass und fünfstimmigen Chor im Alter von 21 Jahren während eines Italienaufenthalts. Das Werk wurde vermutlich von Kardinal Carlo Colonna in Auftrag gegeben. Klangpracht und Polyphonie wird hier mit erstaunlicher Expressivität umgesetzt. Eine große Glocke bestimmt dabei das visuelle Geschehen in einem großflächigen Raum in der suggestiven Inszenierung, Choreografie und den Kostümen von Stephan Thoss (Bühne: Martin Kukulies). Die Tanzkompanie beeindruckt mit erstaunlichem Bewegungsreichtum, der die Eckpunkte dieser glutvollen Musik festlegt. Eckige Bewegungen, innere Widerstände und atemlose Sequenzen mit bemerkenswerten Ruhepunkten bei den leisen Passagen der Musik werden dabei immer wieder traumwandlerisch umgesetzt. Das Gleichgewicht des harmonischen Verlaufs wird wiederholt gestört, was die leidenschaftliche Stimmung antreibt.

Der Chor unter der Leitung von Dani Juris bestimmt dabei die reichhaltige Thematik, wobei die beiden Sopranistinnen Nikola Hillebrand und Enju Kwon beim Duett-Adagio „De torrente in via bibet“ mit ausdrucksstarken Kantilenen agieren und hervorragend singen. Auch der ausgezeichnete Bassbariton Marcel Brunner betont die dynamischen Gegensätze sehr prägnant.

Unter der kompetenten Leitung von Matthew Toogood musiziert das Orchester des Nationaltheaters Mannheim zusammen mit dem Chor vorzüglich (Videoproduktion: Robert Becker). Bei manchen Sequenzen setzt sich außerdem ein altenglischer Tanzrhythmus in plastischer Weise durch, der aber immer wieder raffiniert aufgebrochen wird. Melodische und satztechnische Mittel werden von der Tanzkompanie wirkungsvoll aufgefächert und vielgliedrig herausgearbeitet. Dadurch begreift man als Zuschauer einmal mehr das komplizierte Motivgeflecht dieser Komposition, was vor allem bei der grandios gestalteten „Judicare“-Fuge eindringlich zutage tritt. Temposchwankungen sowie Übergänge im Zeitmaß erreichen Siedegrade, wobei die einzelnen Tanzgruppen die harmonische Temperatur immer weiter anheizen. Dieses Stück ist der zweite Teil von „Sanssouci“, wo neben dem Portrait Friedrichs des Großen Pracht und Verfall dicht beieinander liegen. Dies sieht man ebenso beim Gemäuer, das sich auf der großen Bühne von den endlosen Weiten des Raumes abhebt.

Viel Jubel für das Ensemble.

 
Alexander Walther

 

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