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MANNHEIM/ Nationaltheater: „VISSI D´ARTE-VISSI D´AMORE“. Italienische Operngala

04.07.2021 | Oper international

Mannheim: „VISSI D´ARTE-VISSI D´AMORE“  Italienische Opern-Gala am NTM – 03.07.

Bei Inzidenzen unter dato „5“ öffnete auch das Nationaltheater mit den „Schiller-Tagen“ und einigen Opern-Aufführungen zögerlich seine Pforten und präsentierte unter  strengen Corona-Auflagen ein exquisites Opernkonzert welches ich privat besuchte mit der in meinen Ohren weltbesten Wagner-Strauss-Heroine Catherine Foster. Nach bisher viel umjubelten Engagements als „Elektra“ und „Färberin“ hier am Hause wandelte die international gefeierte Sopranistin nun auf Pfaden des italienischen Verismo, hinterließ während der Visite erfolgreich äußerst eindrucksvolle Spuren. Im Kreise von drei elitären Sängerkollegen aus dem NTM-Ensemble schien sich die großartige, bescheidene, charmante Künstlerin sichtlich wohl zu fühlen.

Mit der titelgebenden „Tosca“-Arie sehr emotional dargeboten eröffnete Catherine Foster ihre Programmfolge. Dynamisch differenziert, prächtig im Forte, voll warmem Höhenglanz folgte Pace, pace, mio dio aus „La Forza del Destino“ (Verdi). In jugendlich-dramatischem Furor, wunderschönem Legato erklang Ebben? Ne andró lontana der „La Wally“ (Catalani). Den kraftvollen Sopran zu zügeln, in lieblich-beseelte Sphären vorzudringen gelangen Foster vortrefflich zu Laurettas Arioso O mio babbino caro aus „Gianni Schicchi“.

Zum Finale kam erneut Giacomo Puccini zu Gehör und Catherine Foster glänzte mit „Turandots“ fulminantem Auftritt In questa reggia. Auf strömender Linie steigerte die grandiose Künstlerin ihre strahlende Stimme zu unerschütterlicher Perfektion in  ekstatische konsequente Höhen-Attacken, ließ dennoch formal fraulich-warme Töne mit einfließen. Ein Sopran von vollendeter Schönheit ohne jegliche Schärfen – einfach Spitzenklasse!

Ihre komplette Turandot in „ ? „ möchte ich keinesfalls versäumen, ebenso wenig die Isolde in Wiesbaden zur Saison 2021/22.

Affettuoso, pietoso interpretierte Irakli Kakhidze Turiddus Abschied aus „Cavalleria rusticana“ (Mascagni). Elegisch jedoch keinesfalls larmoyant gestaltete der georgische Tenor in glanzvollen Höhenflügen das Lamento des Federico aus „L´Arlesiana“ (Cilea) und versetzte das Publikum in helle Begeisterung. Dem Höhenregister seines markanten Spinto-Tenors scheinen keine Grenzen gesetzt, sodann schmetterte Kakhidze ebenso bravourös Nessun dorma, bot zudem seiner Turandot präsent Paroli.

Ein Verdi-Bariton par excellence ist Evez Abdulla zu eigen, effektvoll auf strömendem Legato, wunderbar timbriert gestaltete der aserbaidschanische Künstler zusammen mit Kakhidze höchst dramatisch die Duell-Szene aus dem 4. Akt „La Forza del Destino“. Vollendet schönstimmig tauschten die beiden als Rudolfo-Marcello in „La Bohéme“ wehmütige Erinnerungen an die verflossenen Geliebten. Prunkvolle Spitzentöne, viril-satte Mittellagen, einfach wunderschön und bewegend erklang Dio di Giuda des „Nabucco“. Belcanto pur, nonchalant sang Abdulla Franks Arie Questo amor, vergogna mia aus Puccinis „Edgar“.

Bei Verdi schien sich ebenso Sung Ha sehr wohl zu fühlen, präsentierte sein herrlich sonores Bassmaterial  mit Procidas O tu Palermo aus „I Vespri Siciliani“. In vortrefflicher Manier folgte die Arie des Banquo aus „Macbeth“. Dramatik pur, emotionelle Konzilianz in musikalischer Transparenz vereint, einer der Höhepunkte des Abends, präsentierte der sympathische Künstler das bewegende Duett M´ardon le tempia aus „Simon Boccanegra“ mit dem Bariton Evez Abdulla.

Gewiss wünschte man sich zu solchen Events eine orchestrale Begleitung, doch ließ sich diese heute leicht verschmerzen hatte man einen exzellenten Pianisten zur Verfügung. Gábor Bartinai war Solokorrepetitor an der Wiener St.O., Studienleiter an der Ungar. St.O. nun am NTM  verstand es mit pianistischer Brillanz die Künstler zu untermalen, setzte beherzt und temperamentvoll Tasten-Finessen und wurde zu Recht im finalen Jubel mit einbezogen. Die Moderation oblag Thomas Hermann.

Mit dem unverwüstlichen Traviata-Brindisi bedankten sich alle Künstler vom begeisterten Publikum.

Gerhard Hoffmann

 

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