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MANNHEIM/ Nationaltheater: RIGOLETTO als „Festlicher Opernabend“

19.11.2018 | Oper

Mannheim: „RIGOLETTO“. Festlicher Opernabend 18.11. 2018

Zum FOA „Rigoletto“ (Giuseppe Verdi) hatte das Nationaltheater geladen zur Inszenierung von Alexander Schulin des Jahres 2006 wurde in die Gegenwart verlegt, zeigt den Duca als Rocker und Zuhälter welcher sich mit Gleichgesinnten in einer schäbigen Mansarde (Sandra Meurer) vergnügt. Eine schneeweiße Küche offeriert die heile Welt der Gilda. Der Rest der Bühne kahle, dunkle Leere und als Müh` ohne Zweck, unnütz mehrmals gedreht.. Die Kostüme (Cornelia Brunn) wurden der Tristesse angepasst.

Nach seinem grandiosen Erfolg vor wenigen Tagen als Giorgio Germont in Frankfurt gastierte der international gefeierte Bariton Zeljko Lucic heute als umjubelter Rigoletto.

Faszinierend zu erleben die darstellerische Mutabilität dieses großartigen Sängers, in expressiver Durchdringung gestaltete Lucic die psychologisch-charakteristischen Facetten des gedemütigten Hofnarren und die unglückliche zerrissene Vaterfigur auf geradezu beklemmende Weise. Vokal schöpfte der Ausnahme-Sänger aus dem Vollen: sein mächtig auftrumpfendes Potenzial sprach gleichwohl während der dramatischen Ausbrüche in höchster Efficiency an, wie während der innigen Momente zu prächtigem Legato bot der herrlich timbrierte Edelbariton Belcanto-Gesang pur.

Noch vor drei Tagen war die neue Arnold-Petersen-Preisträgerin Nikola Hillebrand angesagt, die junge Sängerin wurde krank und durch Beate Ritter ersetzt. Die Sopranistin gehört zum Ensemble der Staatsoper Stuttgart und stand dort gestern Abend als Gilda auf dem Besetzungszettel, kam heute Nachmittag im NTM an und eroberte sich ebenfalls mit der effektvollen Ausdeutung der Partie die Gunst des Publikums. Die Qualität ihrer Stimme zeichnet sich durch intensiv ausgesungene leuchtende Höhen aus und verstand es Legato und Piani in bester Verschmelzung mit attraktivem Timbre zu paaren. Zur glanzvollen Vokalise gewann die anmutige Sopranistin in mädchenhafter Verkörperung zusätzliche Sympathien.

Der französische Tenor Jean-Francois Borras sang bereits 2007 im Ensemble des NTM den Alfredo, gelangte inzwischen zu internationalem Ruhm und gastierte nun als Duca di Mantua.

Einst klang die Stimme lyrisch hell strahlend. Heute gewann sein Potenzial an kräftiger Mittellage und Volumen, doch glanzvolle Höhen gelangen dem Sänger nur spärlich.

In weiblicher Raffinesse hielt Julia Faylenbogen den schmachtenden Duca in Schach und präsentierte als Maddalena die erotische Vokaltextur in warmen Mezzo-Couleurs. Ihrem Bruder, dem Bravo Sparafucile mischte Sung Ha die schwarze Bass-Verschlagenheit bei. Sonor, prächtig auftrumpfend erklang das volltönende Bass-Material von Bartosz Urbanowicz (Monterone).

Vokal auf hohem Niveau präsentierte sich der von Dani Juris bestens vorbereitete Herrenchor des NTM. Souverän ergänzten Malaika Ledig-Schmid (Giovanna), Natalija Cantrak (Contessa Ceprano), Yumi Kawahara (Page), Ciorian Marele (Ceprano), Koral Güvener (Borsa) und Ilya Lapich (Marullo) das Ensemble.

Benjamin Reiners leitete das transparent aufspielende NTM-Orchester und verhalf Verdis meisterhafter Partitur-Dramaturgie der Kavatinen, Duette, dem Quartett und Ensembles zu bester Szenenfolgen. Subtil vereinte der junge Dirigent orchestrale Dynamik zu wohlproportionierter Tonalität, hielt die Instrumentalgruppen des sauber musizierenden Klangkörper stets in Balance, doch hätten manchen Passagen mehr Brio, Italiana und federnde Transparenz den Gesamteindruck durchaus optimiert.

Bravos für Lucic und Ritter, herzliche Zustimmung für das Ensemble und Reiners, die typische Mannheimer Euphorie blieb aus.

Gerhard Hoffmann

 

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