Mannheim: PARSIFAL am 31.5. 2018
Als Fronleichnamsvorstellung war es die Derniere dieser Parsifal-Serie in der Inszenierung nach Hans Schüler aus den 50er Jahren. Besonders im 1.Akt kam der Gurnemanz von Sung Ha zwar feinstimmig aber auf weitere Distanz nur leise in den Zuschauerraum, konnte die Breite und Größe des Nationaltheaters nicht ausfüllen. Die in sehr hellem Licht gespielte Inszenierung lässt größere Personenbewegung etwa bei der Schwanentötung vermissen. Der Chor ist hinter der Bühne. Die Gralsmusik wird in diesem Akt sehr elastisch gespielt (ML: Alexander Soddy).
Im 2.Akt nimmt die Wiedergabe an Dramatik auf. Schon der Klingsor- Auftritt von Thomas Jesatko versprüht Dynamik und teilweise Schärfe. Die Wandeldekorationen sind restauriert und laufen klaglos ab. die Blumenmädchenszene hat Saft und Kraft, die sich nahtlos anschließende Kundry-Verführung steigert sich zu großer Dramatik. Der Trauermarsch im 3.Akt wird mit starker Wucht zelebriert und eskaliert in den Pauken. Die Glocken sind dabei eher dezent integriert. Das Schlußbild erscheint geschlossener, auch der Tod der Kundry ist nicht mehr überzeichnet.
Thomas Berau gibt einen gutstimmigen Amfortas mit einigem Schmerzens-Schmelz in dem breiten, aber nicht auftrumpfenden Bariton. Titurel Patrick Zielke reüssiert ordentlich. Der Parsifal Franz van Aken als Einspringer bringt von Beginn eine dunkelstimmige Färbung für den Knaben ein, kann sonst mit angenehmem Tenor auch im Spiel überzeugen, manche Höhen bleiben in der Gesangslinie suboptimal. Angela Denoke gibt die Kundry zurückhaltend bei den Schreien, szenisch sehr rollendeckend wartet sie in der Verführung mit samtig voluminösem Sopran auf. Die guten ausdrucksreichen Blumenmädchen sind Amelia Scicolone, Lavinia Dames, Iris Marie Sojer, Iris Kupke, Maria Markina und Julia Faylenbogen, die auch eine expressive Altstimme aus der Höhe singt.
Friedeon Rosén