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MANNHEIM/ Nationaltheater: LA BOHÈME. Festliche Opernaufführung

12.01.2019 | Oper

Mannheim: LA BOHÈME –  Festliche Opern-Aufführung  12.1.2019

In einer Festlichen Opern Aufführung wird am Nationaltheater Puccinis Oper La boheme gegeben. Gespielt wird in einer Inszenierung aus 1970er Jahren nach Friedrich Meyer-Oertel (szenische Leitung der Wiederaufnahme: Victoria Stephens). Die lebhafte nachhaltige Darstellung findet in den Außenakten in einer muffigen beklemmend engen Mansarde statt, die mittleren Akte in einer schön stilisierten Ansicht des Quartier Latin und einer atmosphärisch nachtdunklen Szene beim Zollwärterhäuschen (Günter Fischer-Piscat).  Die ärmlich bis gediegenen Kostüme hat Reinhard Heinrich beigesteuert.

Bei der FOA hat GMD Alexander Soddy die musikalische Leitung übernommen. Mit den StarsängerInnen Anita Hartig und Stephen Costello hat er wohl schon an der New Yorker Met zusammengearbeitet. Soddy konnte dem Orchester romantisch verspielte und abgrundtief traurige Töne und Weisen entlocken und gestaltete einen überzeugenden Abend. Besonders die Begleitung von „Mi chiamano Mimi“ war ganz effektvoll ziselliert. Der unter Dani Juris singende Chor hatte im 2.Akt seinen großen Auftritt und gestaltete ihn mit teils prickelnden Gesangseinwürfen. 

Neben den mit ChorsolistInnen besetzten Nebenrollen hatte Thomas Jesatko einen Doppelauftritt als Benoit und Staatsrat Alcindoro, die er mit seinem markanten Baß süffisant in Szene setzte. Den Colline sang mit warmem voluminösen Baß der Hausbaß Sung Ha. Etwas weniger zur Geltung kam baritonal Ilya Lapich als Schaunard. Den Maler Marcello gestaltete Evez Abdulla in Clownshose extrovertiert, und kann dabei  seinen Bariton, auch im Duett mit Costello, zu prächtigem Klingen bringen. Die in einem eng anliegendem roten Kleid manchmal etwas steif wirkende Musetta der Eunju Kwon überzeugte mit hellklingendem angenehmem Sopran  und schönen stimmlichen Valeurs. 

Der groß gewachsene Stephen Costello, der an der Met berühmt wurde, hat einen prägnanten gut timbrierten Tenor aufzubieten. Er zeigt sich auch spielfreudig, wenn auch etwas verhalten bei der Annäherung an Mimi. Im 1.Bild gelingt ihm die „Gelida manina“ noch nicht wirklich optimal (,wenn man sie im Ohr mit Pavarotti hat). In den folgenden Akten ist eine markante Steigerung festzustellen. Er kann die ‚Schluchzer im Knopfloch‘, die man bei Puccini nicht missen will, einstreuen, und die Stimme ist auch in den Übergängen gut gefestigt, könnte aber noch mehr farbliche Valeurs und Schattierungen vertragen.

Anita Hartig ist Rumäniendeutsche und hat wohl in ihrer weltweiten Karriere besonders auch an der Wiener Staatsoper die großen Rollen ihres Fachs gesungen. Der variationsreich eingesetzte Sopran weist ein schönes bronzenes Timbre auf, das sie auch bei den Abgängen in den höchsten Lagen sauber einzusetzen vermag. Die Stimme erreicht, wenn sie sich hineinsteigert, ein ganz schwärmerisches Leuchten. Ebenfalls hochgewachsen bildet sie mit Costello das ideale Boheme-Paar, wobei beider Stimmen exzellent harmonieren. Danach stellen sie sich dem Publikum in einer Autogrammstunde.                                                             

Friedeon Rosén

 

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