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MANNHEIM/ Nationaltheater: IL TROVATORE

23.07.2019 | Oper


Sonja Saric. Copyright: Rainer Koehl


Mannheim:
„IL TROVATORE“   Besuchte Vorstellungen 18. + 21.07.2019

Die kurzfristige Umbesetzung (Miriam Clark – krank) der Leonore mit Sonja Saric bewog mich erneut Verdis „Il Trovatore“ nun mit Sonnenbrille  bestückt zu besuchen. Ich kenne die junge Sopranistin aus ihrer Studienzeit der Mannheimer Musikhochschule (Gesangsklasse Frau Prof. Snezana Stamenkovic) welcher auch ihr Bariton-Kollege das Ensemblemitglied am NTM Nikola Diskic entspross.

Die erst 29-jährige Sonja Saric wurde nach erfolgreichem Abschluss der Masterclass Mitglied im Opernstudio Graz, sodann ins Ensemble übernommen und sang prägende Partien u. a. Trovatore-Leonore, Figaro-Contessa, Nedda sowie bei Gastspielen Maria Stuarda, Verdi-Requiem, Liederabende, gastierte bei den Salzburger Festspielen, in Baden-Baden, Berlin, Athen, St. Petersburg etc. Saric errang bei diversen internationalen  Gesangs-Wettbewerben jede Menge Preise  und erhielt ebenso als Gewinnerin beim „Maria Callas Grand Prix 2017“  die Goldmedaille. Nun ist die junge Sängerin freischaffend und wird nächste Spielzeit in Paris (Walküre), Amsterdam +  Utrecht (Verdi-Requiem) gastieren. Während Ihrer Studienzeit begeisterte Sonja Saric bei illustren Opernkonzerten das Publikum immer aufs Neue mit ihrer herrlich timbrierten Stimme, zu Arien von Mozart, Verdi, Bellini etc.,  umjubelt waren dabei ganz besonders ihre Norma-Szenen.

Es war heute Abend erstaunlich, ja frappierend zu erleben mit welcher Sicherheit sich Saric in der Inszenierung  bewegte und sich dem Ensemble vorbildlich einfügte, nachdem sie erst zwei Stunden vor der Vorstellung aus Serbien eintraf. Verständlicherweise war ihre Auftritts-Arie noch von leichter Nervosität umflort, doch verflüchtigten sich diese Momente zunehmend nach dem großen Szenenapplaus und ohne Tadel entfaltete sich ihr herrliches Material in voller Blüte.

Geprägt von Sicherheit, gesundem Selbstvertrauen absolvierte die couragierte Sängerin sodann die zweite Aufführung und stellte erneut ihr immenses Können und Vokalpotenzial unter Beweis und wurde vom Publikum des ausverkauften Hauses frenetisch gefeiert, bestach erneut mit einer hinreißenden Leonora. Herrlich schwebend erblühten ihre Piani, schwang sich der jugendlich frisch klingende Sopran aus der kraftvollen Mittellage bei Tacea la notte in die Höhensphären der Cabaletta. Wunderschön entfaltete sich ihr Timbre zu D´amor sull´all rosee riss das Auditorium zum Jubelsturm hin, schenkte der Miserere leidenschaftliche Dramatik, dem finalen Ti scosta Töne die zum Himmel strebten. Der sympathischen jungen Künstlerin würde man gerne wieder begegnen.

Losgelöst vom Premieren-Stress entfalteten sich ebenso die weiteren vier Hauptpartien, boten Vokalniveau allererster Güte und so manche Staatsoper dürfte sich glücklich schätzen einen Trovatore dieser Liga zu präsentieren. Allen voran glänzte wie bereits zur Premiere Irakli Kakhidze als großartiger Manrico, intensiv mit Verve steigerte sich der georgische Tenor in einen wohlklingenden strahlenden Höhenrausch ohne Grenzen und hatte mit dieser Glanzleistung ebenso das Publikum auf seiner Seite.

Flammend, glühend, leidenschaftlich wie ihre psychischen Visionen setzte Azucena (Julia Faylenbogen) ihre Ängste in dunkel-dramatische und lodernde Mezzofarben um.

Mächtig, markant, in unglaublich flexibler Tonalität präsentierten sich ebenso die beiden Bass- und Baritonstimmen Evez Abdulla (Luna) und Bartosz Urbanowicz (Ferrando) in vokaler Pracht.

Vollendet wurde das Gesamtbild mit den schönen Stimmen der Nebenrollen wie bereits zur Premieren Auff. berichtet sowie dem vortrefflich agil und rhythmisch singenden NTM-Chor.

Maestro Roberto Rizzi Brignoli animierte das präzise aufspielende NTM-Orchester wiederum zu luxuriöser Klangintensität, steigerte es in transparente aufpeitschende Rhythmen, spannungsgeladene Melodiebögen gepaart mit einem Gespür für unglaublich raffinierte Instrumentationen der Verdi-Partitur und trug seine Sänger auf Händen.

Trotz hoher Temperaturen im Zuschauerraum feierte man alle Beteiligten mit Salven der Begeisterung zehn Minuten lang.

Bedingt durch konstant grelle Scheinwerfer ins Publikum gerichtet, wird so mancher Besucher trotz Tragen der Sonnenbrille einen Augenarzt konsultieren und sollte dessen Honorar vom NTM begleichen lassen!

Gerhard Hoffmann  

 

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